Hanf-Bauern auf der Anklagebank (aktualisiert)

Weil sie auf ihrem Anwesen in Schönberg (Kreis Bernkastel-Wittlich) eine Cannabis-Plantage betrieben haben sollen, müssen sich ab heute zwei Eheleute vor dem Trierer Landgericht verantworten. Das Urteil wird schon heute erwartet. Die Plantage war Ende Januar bei einer bundesweiten Razzia aufgeflogen.

Trier. Die von der Staatsanwaltschaft Aachen initiierte Antidrogen-Razzia war lange vorbereitet; Ende Januar schlugen die Ermittler dann bundesweit zu. Nahezu zeitgleich durchsuchten mehr als 1500 Polizisten 235 Wohnungen und Betriebe. Hintergrund der spektakulären Aktion: Der Inhaber eines Aachener Growshops soll Zubehör für professionelle Cannabis-Plantagen verkauft und Hanf-Bauern beraten haben.

Scharfe Schusswaffen sichergestellt



An diesem Tag bekam nicht nur der Geschäftsinhaber Besuch von den Ermittlungsbehörden, sondern auch ein Großteil seiner Kundschaft. Darunter auch ein Ehepaar aus Schöneberg im Hunsrück.

Auf dem landwirtschaftlichen Hof der 31 und 32 Jahre alten Eheleute entdeckten die Fahnder eine Cannabis-Plantage mit knapp 950 Marihuanapflanzen. "Fast ernte-reif", heißt es in der Anklageschrift der Trierer Staatsanwaltschaft. Ab heute wird den beiden vor dem Landgericht der Prozess gemacht. Der Vorwurf: unerlaubtes bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Bewaffnetes Handeltreiben, weil die Fahnder bei der Durchsuchung nach eigenen Angaben auch vier scharfe Schusswaffen sichergestellt haben. "Zur Verteidigung der Cannabis-Anlage", glaubt die Staatsanwaltschaft.

Den für die Drogenplantage benötigten Strom soll das Pärchen illegal abgezapft haben. Damit erinnert der Fall an den wohl spektakulärsten Rauschgiftfund der vergangenen Jahre: Ende August 2005 entdeckten Fahnder in zwei ehemaligen Flugzeug-Sheltern auf der Bitburger Airbase die mit 10 000 Marihuana-Pflanzen größte je in Rheinland-Pfalz aufgeflogene Cannabisplantage. Auch deren später zu langjährigen Haft- strafen verurteilte Betreiber hatten den Strom geklaut.

Zweifel an Rechtmäßigkeit der Durchsuchung



Für den Prozess gegen das Ehepaar aus Schönberg sind zunächst zwei Verhandlungstage anberaumt. Verteidiger Chri stoph Rühlmann, der den 32-jährigen Angeklagten vertritt, äußerte gestern im Gespräch mit unserer Zeitung Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Durchsuchung.

Während der Mandant des Dürener Rechtsanwalts in Untersuchungshaft sitzt, ist seine mitangeklagte Frau auf freiem Fuß. Sie bekam laut Rühlmann gerade Nachwuchs, als die Cannabisplantage aufflog.

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