Haribo und Halleluja

"Man macht ja inzwischen über jeden Scheiß eine Show…", sagte Thomas Gottschalk eingangs auf die Frage nach dem Sinn seiner Sendung. Fast wäre der Satz so stehen geblieben, da fiel ihm noch die zweite Hälfte ein: "…da kann es ja auch mal ein seriöses Thema sein".

So haarscharf ging es einige Male an einem Debakel vorbei. Etwa als Desiree Nick erklären wollte, warum sie "mehr Zeit auf Knien verbracht hat als Mutter Teresa" oder als Jesus im Comedy-Spot Richtung Judas giftete: "Von dir lass ich mich doch nicht aufs Kreuz legen". Aber unterm Strich blieb der "Große Bibel-Test" im ZDF denn doch ein oberflächlicher, aber keinen Schaden verursachender Nachhilfeunterricht in Sachen Buch der Bücher. Wie nötig der ist, verdeutlichte die köstliche Zuschauerumfrage zum Start, wo etwa ein jugendlicher Formel 1-Fan auf die Frage nach den Söhnen von Adam und Eva mit "Kai und Ebel" antwortete. Die prominenten Gäste mieden zur Enttäuschung der 6,6 Millionen Zuschauer solcherlei Peinlichkeiten und zeigten sich zumindest den leichteren Fragen meist mühelos gewachsen. So blieben denn eher allgemeine Erkenntnisse aus dem mit allerlei Halleluja-Gesang, gregorianischem Geraune und Glockenklängen unterlegten Abend. Zum Beispiel, dass Nicht-Kirchenmitglieder in den meisten Fragen bibelfester sind als ordentliche Katholiken und Protestanten. Oder dass Politiker nicht wesentlich mehr von der Bibel wissen als DJ's, Table-Dancerinnen und Transvestiten. Oder dass unsere saarländischen Nachbarn in Fragen des alten und neuen Testaments gleich nach den Baden-Württembergern die kompetentesten sind. Oder dass RTL-Moderator Markus Lanz besser abschneidet als ZDF-Oberprediger Peter Hahne. Immerhin schaffte Thomas Gottschalk das Kunststück, seinen "Haribo macht Kinder froh"-Werbeslogan sogar in der Bibel unterzubringen. Und das alles bei einer Einschaltquote von stolzen 21,5 Prozent. Bei "Don Camillo und Peppone" auf Bayern 3 hätte man freilich vielleicht mehr über die Bibel gelernt.

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