Harte, grüne Hölle

NÜRBURGRING. (AF) Viel Metal, einige Pop-Perlen und ein bisschen Hip Hop. Knapp 80 Bands haben sich bei "Rock am Ring" auf drei Bühnen präsentiert. Die Glanzlichter setzten Metallica, Dave Gahan und Placebo.

Rote Feuerwerkskörper explodieren am Eifel-Himmel, von der Bühne klingen Kanonenschüsse, es folgt ein wahres Gitarrengewitter: Der Auftritt von METALLICA am Sonntagabend ist das Maß allen Metals - was Musik und Show angeht. Keiner Band wurde so entgegen gefiebert, und bei keiner Band war die Stimmung so gut. So brachial und so roh hat man die Kalifornier schon lange nicht mehr erlebt. Neben den Klassikern wie "For Whom the Bell Tolls", "Seek and Destroy" oder "One" brachte die Band um Sänger James Hetfield auch einiges von der am Donnerstag erschienenen Platte "St. Anger". Wer auf Balladen hoffte, musste bis zur letzten Zugabe warten ("Nothing Else Matters"). Auch vor Metallica war die Hauptbühne bei den Auftritten der DEFTONES und von Schock-Rocker MARILYN MANSON bereits in Metal-Händen. Für die Höhepunkte am Samstag sorgten Dave Gahan und Placebo: Steht Depeche Mode vor der Auflösung? Diese Frage bleibt auch nach dem Auftritt von Dave Gahan unbeantwortet. Dass der DM-Sänger auch ohne Martin Gore & Co. das Publikum bestens unterhalten kann, hat er auf dem Ring bewiesen - auch wenn die Stimmung bei den Depeche Mode-Stücken (unter anderem Enjoy the Silence, Never Let Me Down Again) besser war als bei Gahans Solomaterial. PLACEBO hatten wenige Stunden vor dem Auftritt in der Eifel bereits beim Pinkpop-Festival in den Niederlanden gespielt. Von Müdigkeit war beim nächtlichen Auftritt des englischen Trios aber nichts zu spüren: Brian Molko & Co. waren kurzfristig für Linkin Park eingesprungen und begeisterten mit alten Klassikern wie "Teenage Angst" oder auch den Singles "Pure Morning" oder "The Bitter End". Zuvor hatten am Samstag die STEREOPHONICS bleibenden Eindruck als grandiose Live-Band hinterlassen, und Liedermacher BADLY DRAWN BOY hatte sich artig dafür bedankt, dass ihm die deutschen Plattenkäufer sein neues Haus finanziert haben. Für die Turin Brakes war nach 20 Minuten Schluss - Sänger Olli Knight brach den Auftritt krankheitsbedingt ab. REAMONN und die DANDY WARHOLS gerieten zudem offenbar hinter der Bühne aneinander - Gerüchten zufolge soll es nicht nur bei Wortgefechten geblieben sein. Bereits am Freitag hatten IRON MAIDEN mit einem seit einem Vierteljahrhundert bewährten Rezept für beste Stimmung gesorgt: Galopp-Rhythmen, mehrstimmige Gitarren-Soli und dezent Klischee-befrachtete Stücke wie "The Number of the Beast" oder "Bring your Daughter to the Slaughter" zeigten, dass man auch ohne erkennbare stilistische Weiterentwicklung erfolgreich sein kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort