Hauptsache weg, Klima egal

Beim Reisen ist den Deutschen der Klimaschutz egal. Wenn es in Urlaub geht, dann am liebsten mit dem Wagen oder dem Flieger. Das fand das Europäische Tourismus Institut (Eti) in Trier heraus.

Trier. Klimawandel? Bundeskanzlerin Angela Merkel kann noch so oft schmelzende Gletscher besuchen oder zu Konferenzen über die Erderwärmung einladen - die Deutschen lassen sich davon nicht beeindrucken. Jedenfalls nicht, wenn es um den Urlaub geht. Fast jeder Zweite war zwischen Juni und September mindestens fünf Tage weg, wie das Europäische Tourismusinstitut (Eti) in Trier bei einer Befragung herausgefunden hat. Und wenn es in die Ferne geht, dann steigt gut jeder zweite Urlauber ins eigene Auto. Oder er fliegt: Rund zwei Drittel aller Befragten benutzen - CO 2-Debatte hin oder her - das Flugzeug. Immerhin sind ein paar wenige auf die Bahn umgestiegen, wirklich umweltfreundlich waren aber nur acht Prozent: Sie haben einen Fahrradurlaub gemacht. Klimawandel sei für die Reiseweltmeister, die Deutschen, kein Thema, sagt Eti-Chef Heinz-Dieter Quack. Von den wenigen, die sich durch die Klimadebatte beeinflussen ließen, verzichteten allerdings auch noch nicht mal die Hälfte bewusst auf eine Flugreise, etwas mehr als ein Drittel suchte sich ein näheres Reiseziel aus. Das machten allerdings auch die weniger umweltbewussten Urlauber. Denn auch in diesem Jahr lagen Ferien in Deutschland wieder voll im Trend. Ein Drittel der Befragten machte Urlaub vor der Haustür. Besonders beliebt dabei: Ferien in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern oder Schleswig-Holstein. Rheinland-Pfalz ist in der Skala der beliebtesten deutschen Urlaubsregionen weiter abgefallen. Gerade mal vier Prozent geben an, zwischen Rhein, Mosel und Eifel Urlaub gemacht zu haben. Vielleicht liegt es auch am falschen Angebot. Denn wenn Urlaub im eigenen Land, dann mit der ganzen Familie. Familienferien sind laut Eti ohnehin im Trend. So erklärt sich denn auch wohl der Zuwachs von Reisen nach Frankreich und Österreich, die bekannt sind für familienfreundliche Angebote. Geht es aber ins Ausland, dann suchten die Deutschen vor allem Strand und Sonne, sagt Quack. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in diesem Jahr wieder Italien und Spanien zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen gehörten. Übrigens nicht nur das Klima, sondern auch Geld spielt beim Urlaub keine Rolle. 2006 jammerten noch fast 40 Prozent der Befragten, dass die Reise zu teuer sei, jetzt waren es nur noch 24 Prozent. Meinung Geldbeutel näher als Umwelt Hand aufs Herz: Haben Sie sich durch schmelzende Gletscher, sterbende Regenwälder oder zunehmende Unwetter bei Ihrer Urlaubsplanung beeinflussen lassen? Nein? Dann sind sie in guter Gesellschaft. Die Erderwärmung lässt die Deutschen kalt. Ein Urlaub auf Mallorca ist den meisten trotz Klima-Diskussion lieber als Ferien in der Eifel. Zumal es am Ballermann oder an der Riviera oft billiger ist als am Schwarzen Mann oder am Titisee. Und genau das ist die Krux. Flugreisen sind - aus Klimasicht - viel zu billig. Doch den meisten ist der Geldbeutel näher als der Schutz der Umwelt. Daher schert es kaum einen, dass ein Charterflieger mehr CO 2 heraus bläst als ein Auto in einem Jahr. Und noch eins zeigt die Trie rer Studie: Allen politischen Anstrengungen zum Trotz, ist das Thema Klimawandel noch längst nicht beim Volk angekommen. Es ist nur dann ein Thema, wenn man selbst damit Geld sparen kann - weniger Strom, weniger Öl, weniger Sprit. Opfer bringen für den Klimaschutz, dazu sind die Deutschen (noch) nicht bereit. Irgendwie ist der Klimawandel ja auch noch weit weg.

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