Herumgeschoben bis in die Sackgasse

Leistungen aus einer Hand und eine passgenaue Vermittlung - das waren die Versprechungen besonders für arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren, als 2005 die Arbeitsmarktreformen in Kraft traten. Eine Studie des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt nun, dass davon in der Realität kaum die Rede sein kann.

Berlin. (wk) Jugendliche, vor allem solche ohne Ausbildung oder Schulabschluss, werden hin und her geschoben und landen in vorübergehenden Arbeitsgelegenheiten, die meistens eine Sackgasse sind.Eine Million Jugendliche fallen unter das Sozialgesetzbuch II, sind also ohne Job, Lehrstelle oder Ausbildung. Zwar ergab die Stichprobe in sechs weitgehend repräsentativ ausgewählten Arbeitsamtsbezirken, dass der angestrebte Betreuungsschlüssel - ein Betreuer auf 75 Fälle - meist eingehalten wird, doch sonst werden fast alle Ziele verfehlt. Die Präsidentin des Paritätischen Gesamtverbandes, die frühere niedersächsische Sozialministerin Heidi Merk, sprach gestern in Berlin bei der Vorstellung der Untersuchung von "Durchwurschteln auf Kosten der Jugendlichen".

So würden Eingliederungsvereinbarungen - ein zentrales Instrument der Förderung - vielfach nur rein formal abgeschlossen, aber nicht mit Leben erfüllt. Die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsagenturen und den Trägern der Jugendsozialarbeit funktioniere selten. Die Jugendämter zögen sich aus ihrer Verantwortung zunehmend zurück. Zudem komme das von den Arbeitsagenturen eingesetzte Betreuungspersonal häufig aus fachfremden Bereichen.

Im Ergebnis werde ein Großteil der Jugendlichen nur in vorübergehende Arbeitsgelegenheiten vermittelt. Von denen dauere jede dritte höchstens sechs Monate und enthalte keinen Qualifizierungsanteil. Was fehle, sei ein Fallmanagement aus einer Hand .

Im Arbeitsministerium verwies man darauf, dass derzeit eine Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente in Vorbereitung sei. Die Vorlage beinhalte auch das von Merk geforderte "Recht auf einen Schulabschluss". Zudem sei im letzten Jahr die Gesetzgebung bereits verschärft worden. Jedem Jugendlichen müsse nun ein Angebot gemacht werden.

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