Hilfe kommt in Windeseile

Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK haben beim Chemie-Unfall in Gunderath ihre Leistungsfähigkeit bewiesen: In gut einer Stunde sind alle Verletzten versorgt und, falls erforderlich, in Kliniken gebracht worden.

Gunderath. Viele Gäste sind überrascht: Der schon vertraute Weg entlang des Hauptgebäudes des Ferienparks Heilbachsee in Gunderath (Kreis Vulkaneifel) in Richtung Rezeption und Parkplätze ist an diesem Morgen seit Kurzem gesperrt. Viele bleiben stehen und greifen zur Kamera oder zum Foto-Handy, um das ungewohnte Bild festzuhalten: Das Areal ist weitläufig abgesperrt, statt flanierender Parkgäste beherrschen Feuerwehrleute und -fahrzeuge sowie DRK-Wagen die Szenerie. Rund 100 Kräfte im Einsatz

Was viele der Gäste noch nicht wissen: Die rund 100 Einsatzkräfte sind am Mittwoch kurz vor 9 Uhr zum Ferienpark wegen eines Chemikalien-Unfalls gerufen worden. Aus Daun ist der Feuerwehr-Gefahrstoffzug angerückt, aus Birgel ein Messwagen, hinzu kommen zahlreiche Wehren aus den umliegenden Orten. Aber damit nicht genug: Auch Rettungshubschrauber sind angefordert worden. Hinter dem Schwimmbad ist ein so genannter Verbandsplatz eingerichtet worden, auf dem die Erstversorgung von Gästen und Mitarbeitern des Parks, die über zum Teil erhebliche Atembeschwerden geklagt haben, vorgenommen wird. Für einen Großteil der Helfer ist der Einsatz an diesem Ort kein völliges Neuland, denn im Ferienpark mit seinen 460 Wohneinheiten mit knapp 2400 Betten wurde schon mehrfach der Ernstfall geübt, zuletzt im März dieses Jahres und auch im April 2003, als eine Gasexplosion Ausgangssituation der Übung war. Das eingespielte Zusammenwirken aller Beteiligten macht sich an diesem Morgen bezahlt, wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kelberg, Karl Häfner, Park-Chef Boris Ege und DRK-Rettungsdienstleiter Udo Horn betonen und würdigen. "Dass hier eine eingespielte Mannschaft der Einsatzkräfte am Werk war, belegt der Umstand, dass binnen gut einer Stunde nach dem Eintreffen vor Ort alle Verletzten versorgt und falls erforderlich in Kliniken gebracht wurden", berichtet Horn. Er hebt auch ausdrücklich hervor, dass die Krankenhäuser von Koblenz bis Trier sofort Bereitschaft kundgetan hätten, die Patienten aufzunehmen. Auch wenn die Patienten versorgt worden sind, bleibt die Versorgung für alle Fälle gewährleistet. So bleibt ein Teil der Rettungskräfte vor Ort, ist doch davon auszugehen, dass sich noch weitere Gäste melden werden, die über typische Symptome klagen. Dass der Ferienpark Gunderath mehrmals Schauplatz von Übungen war, ist kein Zufall, denn die seit 1979 bestehende Fremdenverkehrseinrichtung in unmittelbarer Nähe des kleinen Orts in der Verbandsgemeinde Kelberg - mit mehr als 500 000 Übernachtungen jährlich ist sie das touristische "Schwergewicht" im Landkreis Vulkaneifel - stellt mit seinen Dimensionen besondere Herausforderungen, wenn ein Notfall eintritt wie an diesem Mittwoch.Kindererlebniswelt umfunktioniert

Manager Boris Ege muss sich nicht nur um die Verletzten sorgen, sondern auch schnell reagieren, um den weiteren Betrieb des derzeit mit knapp 1900 Gästen belegten Parks zu koordinieren. Da das Hauptgebäude mit Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants wegen des Chemikalienunfalls nicht zur Verfügung steht, wird die Kindererlebniswelt "Kids factory" geöffnet, in der die Gäste auf Kosten des Parks frühstücken können. Wann das Hauptgebäude wieder nutzbar sein wird, darüber will Ege nicht spekulieren. "Ganz klar: Entwarnung wird nur gegeben, wenn gewährleistet ist, dass die Gesundheitsgefährdung nicht mehr vorhanden ist." Auch wenn sich die Lage entspannt hat, Rettungskräfte abziehen und auch die "Zaungäste" weniger werden: Vom Alltag ist der Park noch weit entfernt. Chlorgasunfälle Nicht zum ersten Mal kam es zu einem Chlorgas-Unfall in der Region: Februar 2006: In Echternach (Luxemburg) werden versehentlich Flüssigchlor und Schwefelsäure vermischt, es entsteht Chlorgas, niemand wird verletzt. Mai 2000: Wegen eines defekten Rohres tritt im Frei- und Hallenbad Bernkastel-Kues Chlorgas aus. Verletzt wird niemand. Juni 1999: Im Panoramabad Leiwen tritt aus der Chlorgasanlage eine Gaswolke aus, Gäste des angrenzenden Ferienparks und Anwohner dürfen Häuser nicht verlassen. Keine Verletzten. Dezember 1997: Nach einem Brand in einer Chemiefabrik tritt in Cochem eine Chlorgaswolke aus, die über 25 Kilometer weit zieht. Auch hier gibt es keine Verletzten. August 1995: Bei einem Chlorgas-Unfall im Schwimmbad im saarländischen Blieskastel werden 23 Erwachsene und Kinder verletzt. Ursache: Defekt der Chlorgasleitung. (wie)

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