Hobby-Aquarianer schwimmt ganz nach vorne

BERLIN. Parlamentarische Geschäftsführer gelten im Berliner Polit-Betrieb als heimliche Strippenzieher und graue Eminenzen. Einer von ihnen ist seit gestern der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (48).

Je näher der 18. September rückt, desto sichtlich nervöser wird Bernhard Kaster. Erst nachdem am Wahlabend zu vorgerückter Stunde sicher ist, dass der Christdemokrat seinem SPD-Kontrahenten Karl Diller dieses Mal das Direktmandat im Wahlkreis 205 Trier/Trier-Saarburg abgeluchst hat, löst sich langsam Kasters Spannung. Start frei für die zweite Legislaturperiode im Berliner Bundestag. Die beginnt für den 48-jährigen Trierer mit seiner gestrigen Wahl zum Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Fraktion ähnlich furios wie vor drei Jahren. Als Neuling war der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land damals über die Landesliste in den Bundestag gewählt worden. Dass Kaster dort gleich auf Anhieb einen Sitz im einflussreichen Haushaltsausschuss bekam, verdankte er seinem Salmrohrer Parteikollegen Peter Rauen, der lieber dem Sportausschuss den Vorzug gab. Glück für Kaster, um so mehr, als dass der gelernte Diplom-Verwaltungswirt für die Union fortan kritisch das Ausgabengebahren des Kanzleramts unter die Lupe nehmen durfte. In dieser Funktion machte der Trierer gleich zu Beginn mehrfach auf sich aufmerksam, als er etwa federführend eine parlamentarische Anfrage zum Thema "Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung" verfasste oder gegen üppige Übergangsgelder an Ex-Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye zu Felde zog. Populäre Themen, denen sich auch überregionale Medien wie "Bild", "Stern", "Welt" und andere nur zu gerne widmen. Gut für Bernhard Kaster, der plötzlich selbst in den allabendlichen Nachrichten-Sendungen häufig als Interview-Partner zu Gast war. Wohl mit ein Grund dafür, dass der neu gewählte CDU-Fraktionschef Volker Kauder vergangene Woche auf den Mann aus Trier zukam und ihm den Job als Parlamentarischer Geschäftsführer anbot. Da war zunächst selbst der nach eigenen Angaben "leidenschaftliche Abgeordnete" Kaster erst einmal bass erstaunt. Und natürlich habe er die Gelegenheit dann beim Schopf gepackt und zugesagt - wie drei Jahre zuvor, als es um einen Platz im Haushaltsausschuss ging. Als einer von vier Parlamentarischen Geschäftsführern der CDU gehört der 48-Jährige künftig zum engsten Führungszirkel um Fraktionschef Kauder. Der neue Posten - ein administrativer Knochenjob: Sitzungen vorbereiten, Tagesordnungen planen, Redner einteilen und vor allem dafür sorgen, dass die eigenen Leute richtig abstimmen. Lohn der Mühe: ein fester vorderer Platz bei Bundestagssitzungen, eine so genannte Funktionszulage und zusätzliche Mitarbeiter, die sich Kaster allerdings mit den anderen "Parlamentarischen" seiner Fraktion teilen muss. Auch ein Ortswechsel ist für Kaster mit der Beförderung verbunden. Vom Paul-Löbe-Haus neben dem Reichstag zieht der Trierer demnächst "mit Mann und Maus" ins wenige hundert Meter entfernte Jakob-Kaiser-Haus, wo die Fraktionsführung untergebracht ist. Bange vor der neuen Aufgabe ist dem zweifachen Familienvater und Hobby-Aquarianer nicht: "Alles eine Frage der Organisation", sagt Kaster selbstbewusst und verspricht, trotz häufigerer Anwesenheitspflicht in Berlin die Wahlkreisarbeit nicht zu vernachlässigen. Seinen ersten richtigen Bundestags-Einsatz im neuen Amt hat Bernhard Kaster übrigens schon heute. Ab 14 Uhr ist der Trierer Christdemokrat Dienst habender Geschäftsführer und damit ein Mann für die fernsehwirksame erste Reihe.

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