IS-Attentäter hatten offenbar Belgiens Atomkraftwerke im Visier

Brüssel · Die für die Pariser Anschläge verantwortlichen IS-Attentäter hatten noch andere Ziele: die Atom-Meiler in Belgien. Das berichtet die belgische Zeitung "Dernière Heure".

Nach den Paris-Anschlägen vom vergangenen 13. November mit mehr als 130 Toten und über 350 Verletzten beschlossen sowohl Belgien als auch Frankreich, besonders ihre Atomanlagen besser zu schützen. Wohl nicht grundlos, wie die belgische Tageszeitung"La Dernière heure" (DH) nun schreibt. Demnach soll es konkrete Anhaltspunkte geben, wonach die Atomanlagen in Belgien auserkorenes Anschlagsziel der IS-Terroristen waren.

Im Dezember 2014 berichtete Tageblatt.lu schon einmal von dschihadistischen Gefahren für Belgiens und Frankreichs Atom-Meiler. Damals war rund 130 Kilometer von Luxemburg entfernt bei einer Routinekontrolle der belgischen Polizei in Ciney ein Verdächtiger aufgefallen. Der Mann aus Frankreich hatte neben dem Koran einen USB-Stick in seinem Auto bei sich, auf dem sich ein detaillierter Plan des nahe gelegenen französischen Atomkraftwerks von Chooz in Frankreich befand.

Zur selben Zeit sorgten in Frankreich Drohnenflüge über Atomkraftwerken für Verwirrung. Bis zum damaligen Zeitpunkt waren "drohnenartige Luftfahrzeuge" über sieben der 58 französischen Meiler gesichtet worden. Darunter befand sich auch das umstrittene Kraftwerk Cattenom nahe der luxemburgischen Grenze.

Atom-Manager im Visier der Islamisten

Nach DH-Recherchen sollen die Ermittler über konkrete Beweise verfügen, die eines belegen: Das nächste Ziel nach Paris war, Zugang zu einer der Atomanlagen zu bekommen - und so einen atomaren Zwischenfall in Europa zu produzieren. Die Bedrohung, zitiert DH seine Quelle, sei auch jetzt noch so groß wie nie zuvor.

Laut DH haben Hausdurchsuchungen nach den Paris-Attentaten während der letzten Monate die nötigen Erkenntnisse zutage gefördert. Die Paris-Attentate waren aus Belgien heraus geplant und koordiniert worden. Besonders in Brüssel kam es danach immer wieder zu Durchsuchungen und Festnahmen durch die Polizei. Im Dezember seien die Ermittler dann auf ein bizarres, rund zehn Stunden langes Video gestoßen.
Das Video zeigt ein Haus in Flandern und immer wieder denselben Mann, wie er das Haus betritt und es wieder verlässt. Zunächst ist die Identität des Mannes völlig unklar. Als klar ist, um wen es sich handelt, nimmt die Geschichte eine abrupte Wendung: Es handelt sich um den Direktor des belgischen Atom-Programmes.

Akute Gefahr

Bei den Bildern handelt es sich um Aufnahmen einer Kamera, die vor dem Haus des belgischen Atom-Bosses in einem Gebüsch versteckt worden war. Eingesammelt wurde diese Kamera laut DH-Quellen von zwei Personen, die nachts mit einem unbeleuchteten Pkw vorgefahren waren. Diese Erkenntnisse erlangten die Ermittler durch die Auswertung einer öffentlichen Überwachungskamera, die auf die betroffene Straße gerichtet ist.

Was den Ermittlern nicht gelingt, ist die Aufnahmen zu datieren. Sie können vor dem 13. November, aber auch nach den Paris-Attentaten gemacht worden sein. Dass die Männer aber im Zusammenhang mit der Pariser Terror-Zelle stehen, davon sind die Ermittler aufgrund des Fundortes der Aufnahmen überzeugt.

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