Im Sternenfieber

TRIER. Am Donnerstag ist es soweit: „Krieg der Sterne – Episode III“ startet in den deutschen Kinos. Die Vorpremieren am Mittwochabend sind seit Wochen ausverkauft. „Episode III“ des Science-Fiction-Epos wird erklären, warum aus dem jungen Raumfahrer-Helden Anakin Skywalker der düstere Lord Darth Vader wird. Showdown der Millionen Dollar schweren Hollywood-Produktion des Regisseurs George Lucas wird ein Kampf von Gut gegen Böse sein. Begonnen hat die Saga 1977. 1978 lief eine erste Folge in den Trierer Kinos. TV -Redakteur Hans-Peter Linz erinnert sich.

Imperiale Sturmtruppen, eine Prinzessin, Helden, Roboter und Finsterlinge der übelsten Sorte spielen in einem modernen Märchen. Der Maßstäbe setzende Science-Fiction-Film „Star Wars“ („Krieg der Sterne“) sorgte für ein Erdbeben in der Science-Fiction-Welt, als er 1977 in die Kinos kam, und schlug mich in seinen Bann. Das Leinwand-Epos, dem zwei weitere Fortsetzungen und Vorfilme folgten, prägte eine ganze Generation und sorgte für Rekorde. Mit 16 Millionen Dollar Produktionskosten hat er 525 Millionen Dollar eingespielt. 171 Millionen Besucher schauten sich den Streifen an. Der Film enthält insgesamt 360 Trickaufnahmen, die Hälfte der gesamten Laufzeit. Zeitweise waren über 900 Mitarbeiter beschäftigt. #

Als ich den ersten Trailer von „Krieg der Sterne“ im Sommer 1977 im Fernsehen sah, hat mich das „Krieg-der-Sterne“-Fieber sofort gepackt. Ich konnte es kaum abwarten, den Film zu sehen. Science-Fiction hatte mich schon seit der Grundschulzeit interessiert. Und so wurde ich auf den neuen Streifen aufmerksam, denn schon die wenigen Szenen, die damals in den Nachrichten liefen, waren sensationell. Waren doch zeitgenössische Fernseh-Serien wie „Raumschiff Enterprise“ oder „Raumpatrouille“ zwar spannend, aber ihre Spezial-Effekte doch sehr dürftig. Bei „Raumpatrouille“ dienten Bügeleisen zur Ausstattung der Steuer-Konsole, bei „Raumschiff Enterprise“ ähnelten die Monster Flokati-Teppichen. Wie anders jedoch „Krieg der Sterne“. Diese Welt, die Regisseur George Lucas zeigte, wirkte real, detailreich und vor allen Dingen „gebraucht“. Die imperialen Sturmtruppen sahen in ihren weißen Rüstungen erst mit ein paar Schrammen und Lackschäden so richtig gefährlich aus. „Krieg der Sterne“ zeigte, dass auch Ideen tatsächlich filmbar sind.

Als der Film im ehemaligen Trierer Kino „Römertor“ in der Simeonstraße anlief, musste ich natürlich so schnell wie möglich hin. Es war der 10. Februar 1978. In den übrigen drei Trierer Kinos „Gloria“, „Flimmerkiste“ und „Atrium“ liefen in dieser Woche Klamauk-Filme wie „Bei Oscar ist ’ne Schraube locker“, „Auch im Kloster wird gejodelt“, „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ und „Fremdenlegionäre“. Keine ernsthafte Konkurrenz für „Krieg der Sterne“. Was sich an jenem Februar-Nachmittag auf der Leinwand abspielte, wirkte so lebensecht, dass ich mich selbst in der Szenerie wähnte. Ich fieberte mit dem Helden Luke Skywalker, wie er mit seinem X-Wing-Fighter über die Oberfläche des Todessterns flog, um die Bombe in letzter Sekunde abzuwerfen.

„Star Wars“ war das Thema im Schulbus

Die gefährliche Raumstation explodierte und mit ihr die Bösewichte. Die Lautsprecher des alten Kinos gaben alles, was sie an Leistung hatten, und ließen den Fußboden vibrieren. Am nächsten Tag war „Star Wars“ das Thema im Schulbus. Was folgte, war „Star-Wars“-Mania. Im Freundeskreis beschlossen wir, ein Hörspiel über eine Fortsetzung zu machen. Wir schraubten an alten Röhrenradios herum, um Roboter-Gepiepse erklingen zu lassen. Meine Kumpels, die beiden Zwillinge vom Ende unserer Straße, besorgten sich Modelle der Raumgleiter, mit denen wir Szenen nachspielten. Und wir hatten natürlich ein Mädchen aus unserer Straße im Blick für die Rolle von Prinzessin Leia Organa. Sie wollte aber nicht mitmachen, was uns sehr enttäuschte. Wir überlegten, wie die Geschichte von „Star Wars“ weiter gehen sollte und wie alles anfing. Denn Regisseur George Lucas hatte insgesamt sechs Episoden der „Star Wars“ -Saga geplant.

Zentrale Figur ist Anakin Skywalker, ein kleiner Junge, der hoch begabt ist und dem tugendhaften Jedi-Ritter-Orden beitritt. Aus ihm wird der böse Lord Darth Vader, der das Universum auf die dunkle Seite der Macht ziehen will. Die erste Verfilmung war der vierte Teil der Saga, so dass sie viele Fragen offen ließ. Umso größer war die Freude, als 1980 der fünfte Teil „Das Imperium schlägt zurück“ in die Kinos kam. 1983 folgte der letzte Teil, „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“. 16 Jahre vergingen, in denen „Krieg der Sterne“ eine schöne Erinnerung an die Jugend war. Gelegentlich zeigte das eine oder andere Programmkino eine „Star Wars Nacht“ mit allen drei Teilen, und – wen wundert’s – meine beiden Kumpels vom Ende der Straße brauchte man im Kinosaal nicht lange zu suchen.

Was macht die Faszination von „Star Wars“ aus? Es sind nicht nur die detailreichen Aufnahmen und überwältigenden Trick-Effekte, die George Lucas entwickelt hat. Es ist vielmehr eine geniale Mischung aus bekannten Figuren und Handlungen, die den Film auszeichnen. Bösewicht Darth Vader ähnelt zum Beispiel dem gefürchteten schwarzen Ritter der englischen Sagenwelt. Roboter C3PO erinnert an den Blechbüchsen-Mann aus dem Märchenfilm „Der Zauberer von Oz“. Die Jedi-Ritter verkörpern mit ihrer „Macht“-Philosophie die Esoterik-Welle der Flower-Power-Generation. Die imperialen Sternen-Kreuzer ähneln Flugzeugträgern mit ihren gewaltigen Kommando-Türmen, und die bösen Sturmtruppen marschierten wie römische Legionen. Vertraute Symbole, die in einer fremdartigen Umgebung gezeigt werden, erzeugen Spannung. Diese Atmosphäre machte neugierig auf das größte Science-Fiction-Märchen in der Filmgeschichte, dessen letzte Geheimnisse lange auf sich warten ließen.

Fans werden älter – und bringen Kinder mit

„Episode I – Die dunkle Bedrohung“ ließ die inzwischen älter gewordenen Fans 1999 wieder mit dem bekannten Fieber in die Kinos strömen. Diese konnten bereits – nach all den Jahren – ihren Nachwuchs mitbringen. Die Trickeffekte waren immer noch überwältigend, wenn auch viele andere Filme ähnliche Special Effects boten. 2002 kam „Episode II – Angriff der Klon-Krieger“ und spann den Handlungsfaden weiter. Nun startet der letzte Mosaikstein in den Kinos: „Episode III – Die Rache der Sith“. Diese Episode erklärt, wie der junge Anakin Skywalker zum bösen Lord Darth Vader wird. Der Kreis hat sich geschlossen – die „Star Wars“-Fans sind mit ihren Helden alt geworden, während eine neue Generation von Fans entstanden ist.

Hans-Peter Linz

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