Jede Menge Wind, aber oft kein Windrad

In der Region Trier soll es nach dem Willen der Planungsgemeinschaft künftig deutlich mehr Platz für Windräder geben. Allerdings profitieren nicht alle Gemeinden, in denen ein heftiger Wind weht, von der möglichen Neuregelung.

Trier. 16 Windräder drehen sich derzeit an den vier Standorten Bescheid, Naurath, Hinzert-Pölert und Reinsfeld in der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Ginge es nach dem Willen von Verbandsbürgermeister Michael Hülpes, kämen in absehbarer Zeit mindestens zwei neue Standorte hinzu und auch etwa zehn neue Windräder. "Die Investoren stehen parat", sagt der Christdemokrat.

Allerdings gibt es da ein nicht gerade kleines Hindernis namens Regionaler Raumordnungsplan. Darin steht, wo in der Verbandsgemeinde Hermeskeil und in den übrigen Kommunen im ehemaligen Regierungsbezirk Trier Windräder gebaut werden dürfen und wo eben nicht. Die Kommunen haben diese sogenannten Vorranggebiete einst festgelegt, um eine "Verspargelung" der Landschaft mit Windrädern zu verhindern. Nur haben sich die Zeiten inzwischen geändert. "Die Akzeptanz in der Bevölkerung hat deutlich zugenommen", sagt Bürgermeister Hülpes.

Zahl der Standorte kann sich verdoppeln



Dem will jetzt auch die regionale Planungsgemeinschaft Rechnung tragen und die zugelassenen Windrad-Standorte und -Flächen deutlich erhöhen. Laut Chef-Planer Roland Wernig könnte sich die Zahl der Standorte von 90 auf dann 180 verdoppeln; die Gesamtfläche der Vorranggebiete könnte sich von jetzt 24 auf bis zu 150 Quadratkilometer sogar versechsfachen.

Das jedenfalls sieht ein Vorschlag vor, der vom Regionalvorstand der Planungsgemeinschaft mehrheitlich favorisiert wird. Ob ihn am kommenden Donnerstag auch die Mitglieder der Regionalvertretung absegnen, ist allerdings fraglich. Denn die Meinungen unter den Kommunalpolitikern gehen weit auseinander. "Die einen wollen alles so belassen wie es ist. Den anderen geht der Kompromissvorschlag nicht weit genug", sagt ein Vorstandsmitglied.

Einige Kommunen würden künftig am liebsten wieder selbst darüber entscheiden, wo sie auf ihrem Terrain Windräder zulassen wollen und wo nicht. Die meisten Orte in der Verbandsgemeinde Hermeskeil etwa würden von dem jetzt favorisierten Kompromissvorschlag nicht profitieren. Sogenannte regionalplanerische Ausschlusskriterien, das sind zum Beispiel Naturschutzgebiete, würden dort den Bau von Windrädern auch künftig unmöglich machen. Das ist für viele Ortsbürgermeister vor allem deshalb ein Ärgernis, weil ihren oftmals leeren Gemeindesäckeln eine sprudelnde Finanzquelle vorenthalten wird. Nach Angaben des Hermeskeiler Bürgermeisters Michael Hülpes ist mit jährlich 25 000 Euro Pacht pro Windrad zu rechnen. Dies ist für Kommunen vor allem deshalb interessant, weil die Einnahmen nicht über die Umlage an den Kreis oder die Verbandsgemeinde weitergegeben werden müssen. "Da bekommt so mancher Ortsbürgermeister Dollarzeichen in die Augen", formuliert es ein Kommunalpolitiker wenig freundlich.

Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU), der auch Vorsitzender der Planungsgemeinschaft ist, macht sich für den Kompromissvorschlag stark: "Wir sind mit der bisherigen Regelung gut gefahren."

Meinung

Verständlicher Widerstand

Es ist verständlich, dass sich wahrscheinlich nicht wenige Bürgermeister gegen den geplanten Kompromissvorschlag beim Thema Windenergie aussprechen. In ihren Kommunen bläst womöglich ein genauso starker oder sogar noch heftigerer Wind als in anderen Ortschaften der Region Trier. Aber Windräder sollen vielerorts auch zukünftig nicht gebaut werden dürfen, obwohl potenzielle Investoren mitunter schon vor der Türe stehen. Gerecht ist das nicht. Wer von der Planungsgemeinschaft als Windenergie-Standort auserkoren ist, dem winken saftige Pacht-Einnahmen. Wer das Pech hat, in einem sogenannten Taburaum zu wohnen, der geht leer aus. Die große Kunst wäre, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden. r.seydewitz@volksfreund.destichwort Planungsgemeinschaft Der Mensch beansprucht für seine Aktivitäten Raum: Wohnungen, Arbeitsstätten, Straßen oder Freizeiteinrichtungen. Aber Raum ist begrenzt. Deshalb kümmert sich die Raumordnung darum, dass es nicht zu einem Wildwuchs von Anlagen kommt. Auf regionaler Ebene ist dafür die Planungsgemeinschaft Region Trier zuständig. Im regelmäßig aktualisierten Raumordnungsplan legt das Gremium Ziele und Grundsätze zur Entwicklung und Ordnung des ehemaligen Regierungsbezirks (5000 Quadratkilometer Fläche, eine halbe Million Einwohner) fest. Dabei geht es etwa um die Ausweisung von Flächen für Windräder oder den Einzelhandel. Mitglieder der Planungsgemeinschaft sind neben den vier Kreisen und der Stadt Trier die Kammern, Gewerkschaften und Unternehmerverbände. (sey)

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