Jede Menge menschlicher Fehler

Der Zwischenfall im slowenischen Kernkraftwerk Krsko löst auch in der Region Sorge aus: Wie sicher ist das Atomkraftwerk im lothringischen Cattenom? In diesem Jahr gab es dort offiziell bereits drei Störfälle.

 Mehr als 700 Zwischenfälle gab es seit 1986 in Cattenom. TV-Foto: Archiv/Ludwig Hoff

Mehr als 700 Zwischenfälle gab es seit 1986 in Cattenom. TV-Foto: Archiv/Ludwig Hoff

Cattenom. 20. April 2008: Der Reaktorblock drei des Kernkraftwerks Cattenom wird wegen Instandsetzungsarbeiten und dem Wechsel von Brennelementen abgeschaltet. Die erforderliche Notventilation, die verhindern soll, dass Mitarbeiter bei einem Zwischenfall radioaktiver Luft ausgesetzt sind, ist drei Stunden lang nicht betriebsbereit. Laut dem Kraftwerksbetreiber, dem französischen Energiekonzern EDF, hat die Panne keine Auswirkungen auf die Sicherheit. 12. März 2008: Bei einem externen Mitarbeiter, der in dem Kraftwerk arbeitet, werden Rückstände radioaktiver Elemente entdeckt. Wie er sich kontaminieren konnte, ist unklar.10. März 2008: Bei Wartungsarbeiten fallen zwei von acht Belüftungsanlagen aus. Laut EDF bestand keine Gefahr für die Sicherheit des Atomkraftwerks und die Umwelt. Drei Zwischenfälle allein in diesem Jahr. Bereits 2007 kam es zu mindestens drei derartigen Störfällen, die allesamt von den Betreibern der Nuklearzentrale an der Obermosel als gering eingestuft wurden. Im August vergangenen Jahres kommt es sogar zu einem Brand in einem der Gebäude, eine offizielle Bestätigung durch die EDF gab es dafür nie. Wie sicher ist Cattenom? "Die gehäuften Ereignisse, die jeweils auf menschliche Fehler zurückgehen, geben Anlass zur Sorge", sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad vergangene Woche. Sie hat eine Beratung über die Sicherheit des lothringischen Atomkraftwerks mit der französischen Seite beantragt. Das scheint auch notwendig zu sein. Denn nicht nur die von der EDF veröffentlichen Zwischenfälle belegen, dass es um die Sicherheit des grenznahen Meilers nicht besonders gut steht. Der Kölner Energie- und Atomwissenschaftler Mycle Schneider hat 25 Kontrollberichte der französischen Atombehörde nach Besuchen des Kernkraftwerks Cattenom seit 2007 ausgewertet. Ergebnis: Bei fast allen Kontrollen gab es Beanstandungen. Schneider hat zwischen 1986 und 2006 exakt 710 signifikante Zwischenfälle in Cattenom gezählt. Derzeit ist der zweite von vier Reaktorblöcken wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb, Mitte März war Reaktor eins wieder hochgefahren worden.

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