Kassenkarussell dreht sich

Wie geht es weiter mit der AOK Rheinland-Pfalz? Während andere Ortskrankenkassen zu überlebensfähigen Gemeinschaften zusammentun, sieht die mit 50 Millionen Euro verschuldete Kasse keine Notwendigkeit für eine Fusion. Kritiker befürchten weitere Beitragserhöhungen.

Trier. (wie) Jahrelang herrschte Ruhe. Die 17 Ortskrankenkassen überstanden im Vergleich zu manch anderen Krankenkassen eine Gesundheitsreform nach der anderen. Derzeit dreht sich jedoch im AOK-Verbund heftig das Fusions-Karussell. Im Jahr 2006 ging die AOK Rheinland mit der in Hamburg zusammen. 2008 soll sich die AOK Westfalen-Lippe mit den beiden vereinigen und damit die größte Ortskrankenkasse in Deutschland bilden. Auch die AOK Thüringen und Sachsen fusionieren. Und was tut sich in Rheinland-Pfalz? Nichts. Eigentlich wollte die im pfälzischen Eisenberg beheimatete Krankenkasse mit der AOK Saarland zusammengehen. Seit Jahren bestand eine Kooperation der beiden verschuldeten Kassen (der Schuldenberg der AOK Rheinland-Pfalz soll sich auf über 50 Millionen Euro belaufen, der der saarländischen beträgt angeblich 250 Millionen Euro). Der AOK-Bundesverband hätte im Fall der Fusion die Schulden der Not leidenden saarländischen Ortskrankenkasse übernommen. Doch im April zeigte der Verwaltungsrat der saarländischen AOK mit dem Daumen nach unten. Die Arbeitgeber waren dagegen. Sie befürchteten noch höhere Beiträge. Nun soll es Gespräche zwischen der AOK Saarland und der aus Baden-Württemberg geben. Die Zahl soll auf sieben sinken

Kritiker werfen dem rheinland-pfälzischen AOK-Chef Walter Bockemühl vor, zu viel Energie in die Fusion mit den Nachbarn gesteckt zu haben, statt nach starken Partnern wie eben Baden-Württemberg zu suchen. Sie befürchten, dass er damit die Existenz der Kasse gefährdet und weitere Beitragssteigerungen (zu Jahresanfang stieg der Beitrag um 1,6 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent) unumgänglich seien. Es gebe definitiv keine höheren Beiträge im nächsten Jahr, sagt Bockemühl. Trotzdem werde seine Kasse bis Ende 2008 die Vorgabe der Gesundheitsreform erfüllen, schuldenfrei zu sein: einmal wegen der Beitragserhöhung zu Jahresanfang und zum anderen wegen der sinkenden Arbeitslosigkeit und damit wieder mehr Beitragszahlern. Die Kasse hat seit Jahresanfang deutlich an Mitgliedern verloren. Viele der 800 000 Mitglieder wechselten zur billigeren IKK Südwest, die mit einer aggressiven Kampagne erfolgreich Stimmung gegen den Mitbewerber machte. Nun versuchte die Billig-Kasse offenbar auch Arbeitgeber davon zu überzeugen, ihre Mitarbeiter bei ihr zu versichern. In Briefen wies die IKK auf angebliche Beitragssteigerungen der AOK hin. Der Mitgliederschwund sei gestoppt, sagt AOK-Chef Bocke mühl. Vorrangiges Ziel sei es nun, die Entschuldung voran zu treiben. Solange das nicht erreicht sei, werde es auch keine weiteren Fusionen geben, sagen Insider. Gleichzeitig heißt es aber auch, dass die AOK Rheinland-Pfalz auf Dauer alleine nicht überleben könne. Bereits vor zwei Jahren haben AOK-Strategen ein Szenario entworfen, wie die Landschaft der Ortskrankenkassen nach 2008 aussehen könnte: Auf insgesamt sieben soll ihre Zahl schrumpfen. Rheinland-Pfalz soll zusammen mit Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hessen zu einer Nord-Südwest AOK verschmelzen. Nicht ganz unwahrscheinlich ist aber auch, dass es nur noch eine Bundes-AOK gibt, was vom Bundesgesundheitsministerium favorisiert wird. Dagegen wehren sich derzeit aber die Länder, die ungern auf ihre Landes-AOK verzichten.

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