Keine Ruhe vor den Ferien

Wer geglaubt hat, bis zu den Sommerferien kehre endlich Ruhe in das evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Schweich, der sieht sich getäuscht. Eine Lösung der seit Monaten dauernden Auseinandersetzung zwischen Schulträger, der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung, und dem Schulleiter Heinrich Bentemann ist jedenfalls nicht in Sicht.

Schweich. Superintendent Christoph Pistorius ist optimistisch. Er geht davon aus, "dass alle Beteiligten sich dafür einsetzen, dass der Schulbetrieb nach den Ferien ohne Störungen startet." Zumal dann auch erstmals eine Oberstufe an dem seit sechs Jahren bestehenden Gymnasium starten soll. Anzeichen für einen störungsfreien Betrieb gibt es derzeit allerdings nicht. Im Gegenteil. Von allen Seiten wird immer wieder neues Öl ins Feuer gegossen. So sorgte eine Mail an Eltern dieser Tage für Unruhe. Darin wurde verkündet, dass Bentemann nicht mehr an der Schule arbeite. Schnell machte das Gerücht die Runde, der Schulleiter sei gefeuert. Anruf bei Bentemann: "Ich bin weiter Leiter des Bonhoeffer-Gymnasiums", lautete die knappe Antwort des 55-Jährigen. Auf die Frage, warum er denn nicht in der Schule sei nach Ende seiner mehrwöchigen Krankschreibung, antwortete seine Anwältin Margit Bastgen lediglich, man müsse ja als Schulleiter nicht unbedingt in seinem Büro sitzen. Fakt ist: Die Stiftung will Bentemann weg haben. Sie hat ein so genanntes Wartestandsverfahren bei der Landeskirche beantragt. Diese Regelung gibt es nur bei der Evangelischen Kirche. Danach können Theologen in den Wartestand versetzt werden, wenn etwa deren befristete Beschäftigung ausläuft und keine neue Stelle vorhanden ist. Wartestandsanträge gegen Lehrer gibt es in der Rheinischen Landeskirche bislang keine, das sei "absolut unüblich" heißt es in Düsseldorf. Schulaufsicht sieht Handlungsbedarf

Bentemann liegt derzeit sowohl mit Stiftungsvorstand als auch der Landeskirche im juristischen Clinch. Er war bereits auf dem Absprung, ein Wechsel nach Nordrhein-Westfalen scheiterte nach eigenem Bekunden an der vor Weihnachten durch die Stiftung ausgesprochenen Beurlaubung. Bei der staatlichen Schulaufsicht der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier sieht man jedenfalls weiter Handlungsbedarf. Selbst aktiv werden kann sie allerdings nur beschränkt. Bentemann ist Kirchenbeamter, die ADD ist ihm gegenüber genauso wie dem Schulträger nicht weisungsbefugt. Sollte es allerdings zu einer Neubesetzung der Schulleiterstelle kommen, wolle man auf jeden Fall mit der Evangelischen Landeskirche kooperieren, kündigte die ADD an. Nicht nur der Fall Bentemann sorgt für Unruhe. In einem plötzlich vorgelegten Schulvertrag (unterzeichnet von der Stiftungsvorsitzenden und der stellvertretenden Schulleiterin) sollten sich Eltern damit einverstanden erklären, dass die Aufnahme auf das Gymnasium "zunächst probeweise für die Dauer eines Jahres" erfolge. Was vielen besonders sauer aufstieß, war, dass der Schulträger den Vertrag fristlos kündigen kann, falls die Erziehungsberechtigten "mit den Zielsetzungen der Schule nicht mehr übereinstimmen, und deshalb eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist". Viele Eltern sahen darin einen Maulkorb-Erlass und protestierten. Einige weigerten sich, den Vertrag zu unterschreiben. Daraufhin sollen sogar vereinzelt Eltern ihre Kinder, die nach den Ferien am Bonhoeffer-Gymnasium unterrichtet werden sollten, abgemeldet und an anderen Schulen angemeldet haben. Bei der Schulaufsicht ist der Knatsch um den Schulvertrag bekannt. Zahlreiche Eltern hätten sich dort beschwert, heißt es bei der ADD. Doch man hält sich vorerst mit einer Bewertung zurück. Eine private Schule könne grundsätzlich einen solchen Vertrag abschließen, sagt eine Behördensprecherin. Allerdings werde nach den Elternbeschwerden der Vertrag nun von der ADD juristisch geprüft.

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