"Keiner kommt ungeschoren davon"

TRIER. Die Katholische Kirche im Bistum Trier will künftig deutlich weniger Kindergärten betreiben, einige Einrichtungen ganz schließen, über 160 Stellen streichen und Zuschüsse drastisch zurückfahren. Das sehen die Sparvorschläge einer von Bischof Reinhard Marx eingesetzten Kommission vor, die heute der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen.

Der Trierer Bischof drückt aufs Tempo: Nach der gerade erst umgesetzten Strukturreform (Abschaffung der Regionen, Halbierung der Dekanate) steht den 1,6 Millionen Katholiken in Deutschlands ältester Diözese bereits die nächste Neuerung ins Haus. Weil das Bistum jährlich 30 Millionen Euro sparen will, wird jetzt an allen Ecken und Enden auf die Ausgabenbremse gedrückt.Reichlich Zündstoff

"Kein Bereich kommt ungeschoren davon", kommentierte ein Kirchen-Insider am Mittwoch die Liste der von einer Kommission ausgearbeiteten Sparvorschläge, die Generalvikar Werner Rössel und Finanz-Chef Bernd Franken heute Vormittag der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Die 41 Punkte umfassende Streich-Liste, die dem TV vorliegt, dürfte reichlich Zündstoff enthalten und wird wohl in den nächsten Wochen nicht nur in den betroffenen Einrichtungen heftig diskutiert werden. Einzelne Änderungen seien noch möglich, heißt es. Ein Termin steht aber bereits fest: Noch vor den Sommerferien will Bischof Marx (50) die endgültige Spar- und Streichliste veröffentlichen. An diesen Stellen soll unter anderem gekürzt werden (in Klammern das jeweils erwartete Einsparvolumen und diegegebenenfalls wegfallenden Stellen): 114 der 557 Kindergärten in katholischer Trägerschaft sollen abgegeben werden; Berechnungsgrundlage sind maximal zwei Einrichtungen pro Seelsorge-Einheit. Darüber hinaus sollen Kindergärten mit nur einer Gruppe aufgegeben werden (5,2 Millionen Euro). Geistliche und Angestellte des Bistums und der Kirchengemeinden sollen künftig nur noch 50 statt bislang rund 90 Prozent Weihnachtsgeld bekommen (5,3 Millionen Euro). Das Gehalt wird nicht mehr zur Monatsmitte, sondern Ende des Monats überwiesen (200 000 Euro). Keine Zuschüsse mehr für Pilgerfahrten (92 000 Euro). Schließung der Landvolkhochschule Kyllburg (500 000 Euro; zehn Stellen). Von 20 Lebensberatungsstellen sollen sieben in Außenstellen ohne eigenes Personal umgewandelt werden (1,17 Millionen Euro; 25 Stellen). In der katholischen Erwachsenenbildung sollen fünf Stellen und zusätzlich 300 000 Euro Sachkosten eingespart werden. Der Zuschuss zur landwirtschaftlichen Familienberatung wird gestrichen (4000 Euro). Auf der Katholischen Akademie sollen eine Dozenten- und eine halbe Sekretariatsstelle wegfallen (100 000 Euro). Die Jugendzentralen werden aufgelöst. Ihre Aufgaben sollen von neun Fach- und sechs Projektstellen wahrgenommen werden (1,33 Millionen Euro; 26 Stellen). Der Zuschuss an den Diözesan-Caritasverband wird um zehn Prozent gekürzt (2,1 Millionen Euro). Die Zuschüsse für die Behindertenseelsorge in Heimen werden halbiert (250 000 Euro). Die Zuschüsse für die Seelsorge in Krankenhäusern werden um eine halbe Million Euro gekürzt. Im Generalvikariat werden 25 Stellen abgebaut (1,9 Millionen Euro). Um die Schließung einer der 19 Schulen in Bistumsträgerschaft zu verhindern, werden dieZuschüsse für Renovierungen zurückgeschraubt (800 000 Euro). Auch für die 26 Schulen in Trägerschaft von Orden gibt es künftig weniger Geld (750 000 Euro). Die Finanzspritze für den Paulinus-Verlag soll bis 2008 schrittweise entfallen (430 000 Euro). An der theologischen Fakultät gibt es künftig nur noch 13 statt 16 Lehrstühle (210 000 Euro). Telefonseelsorge: Eine frei werdende Stelle im Beichtzentrum St. Gangolf wird nicht mehr neu besetzt (53 000 Euro). Mit der Abschaffung der Regionen entfallen die Stellen für Regionaldekane, -assistenten und Sekretärinnen (2 Millionen Euro; 31 Stellen).

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