Kliniken haben Nachholbedarf Große Spenden, kleine Spenden

Wenn Demenzkranke stationär in ein Krankenhaus müssen, kommt es häufig zu Problemen. Das Personal ist oft nicht für sie ausgebildet und weiß nicht, was zu tun ist. Aufklärungsaktionen und Schnelldiagnose-Verfahren bei der Aufnahme können helfen. Auch kurz vor Weihnachten gibt es immer wieder viele kleine Aktionen zugunsten von Vergissmeinnicht. Manche Spende hat etwas von einem Weihnachtsmärchen.

Trier. Pflege, Diagnostik und Therapie sind bei Demenzkranken nicht leicht unter einen Hut zu bekommen. Oft wissen Pflegekräfte in normalen Krankenhäusern nicht, wie sie mit Dementen umgehen sollen. Deshalb sind sie nicht selten überfordert.

Die Patienten sind unsicher und verängstigt, verstehen nicht, was man von ihnen will. Und sie können sich nicht mitteilen. Sie nehmen ab, weil sie nicht genug essen, laufen verwirrt durch die Flure. Vereinzelt sei es bereits zu Todesfällen gekommen, weil die Patienten nicht rechzeitig aufgefunden worden seien, berichtet die Deutsche Alzheimergesellschaft.

Das Krankenhaus-Personal kann also häufig mit den Verhaltensweisen und Bedürfnissen dieser Patienten nicht umgehen, weiß oft nicht einmal, dass eine Demenz vorliegt. Pfleger und Ärzte handeln dann oftmals im Widerspruch zu den spezifischen Bedürfnissen der Demenzkranken.

Schon der gravierende Wechsel des Lebensumfelds, wenn Demenzkranke in ein Krankenhaus eingewiesen werden, bringt ein enormes Konfliktpotenzial mit sich. Das kann zu harten Auseinandersetzungen zwischen dem pflegenden Personal und Betreuern oder Angehörigen von Patienten führen. Zudem gibt es das sogenannte "Durchgangssyndrom". Ruth Klein von der Stabstelle Altenpflege der Barmherzigen Brüder Trier erklärt: "Durch eine Akut-Erkrankung kann eine Demenz auftreten. Bei rund 20 Prozent der stationär behandelten älteren Menschen kommt es zu einem Verwirrtheitszustand." Gerade in der Chirurgie kommt es häufig nach Operationen vor, dass eine Demenz erst im Krankenhaus auftritt.

Manchmal helfen schon die eigenen Bettbezüge



Um das zu vermeiden, bietet sich ein Früherkennungs-Verfahren bei allen Patienten ab 65 Jahren an - der "Mini-Mental-Test". Das Verfahren dauert etwa zehn Minuten und könnte schon bei Aufnahme der Patienten eingesetzt werden. Ein ähnliches Ziel verfolgt die Deutsche Alzheimergesellschaft mit einem "Informationsbogen für Patienten mit einer Demenz bei Aufnahme ins Krankenhaus". Diesen Bogen sollen Angehörige von Demenzkranken bei der Aufnahme in ein Krankenhaus ausfüllen und dem Personal geben. So erhalten die Pflegekräfte wichtige Informationen über die Betroffenen - zum Beispiel über Gewohnheiten im Tagesablauf, Essen und Trinken, Einschränkungen der Sinnesorgane sowie über Wünsche und Vorlieben der Patienten. Mit diesen Informationen können die Pfleger ihre Patienten dann angemessener betreuen.

Anfang Dezember hat die Alzheimergesellschaft den Bogen an etwa 2000 Krankenhäuser in ganz Deutschland geschickt. Dazu sagt Heike von Lützau-Hohlbein: "Wir hoffen, dass die zusätzlichen Informationen dazu beitragen werden, Menschen mit einer Demenz, ihren Angehörigen und dem Krankenhauspersonal das Leben zu erleichtern." Gleichzeitig fordert sie mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen für die Krankenhäuser in Deutschland.

Für ausgebildete Pflegekräfte gibt es Weiterbildungsangebote für den Umgang mit Demenzkranken. Durch den Besuch solcher Seminare können sie sich zusätzlich für die Arbeit im Krankenhaus wappnen. Sie lernen dort zudem, Angehörige und Betreuer in die Behandlung der Patienten einzubeziehen.

Aber schon bei der Ausstattung des Zimmers fängt die Problematik an. "Die Zimmer sollten individuell und milieugerecht gestaltet werden", sagt Klein. Manchmal reichen schon die eigenen Bettbezüge und Bilder. Zum Teil gehen Krankenhäuser laut Klein auch den Weg zur Einrichtung einer eigenen Demenzabteilung. Klein: "Demenzkranke sollten in jedem Fall dort untergebracht werden, wo sie am besten betreut werden können - das kann auch in der Fachstation sein." Trier. (DiL) So wie die von der 85-jährigen Dame aus Konz, die letzte Woche bei Professor Bernd Krönig im Demenzzentrum vorsprach, das in einem Nebengebäude des Elisabeth-Krankenhauses liegt. Ihre kleine Verspätung erklärte sie mit ihrer etwas langwierigeren Parkplatzsuche. Motiviert durch die Serie "Vergissmeinnicht", aber auch in Erinnerung an erfolgreiche Behandlungen im Elisabeth-Krankenhaus, brachte sie einen Scheck über 2000 Euro vorbei - und überreichte Krönig nebenher noch einen Ordner mit zahlreichen Zeitungsausschnitten über seine Tätigkeit.

Das tut dem Spendenkonto gut - ebenso wie die vielen kleineren Initiativen. So sammelten der Männergesangverein und die Wirbelsäulen-Gymnastikgruppe in Kasel spontan 105 Euro, bei der Mitgliederversammlung der Post-Telekom-Senioren der Gewerkschaft Verdi kamen 110 Euro zusammen. Die Sozialpädagogik-Gruppe Gillenfeld spendete 270 Euro, bei der Adventsfeier des Sozialdiensts katholischer Männer waren am Ende 125 Euro in der Spendendose. Vielen Dank auch an die Firma Elektro Kältebau Moersch, die 125 Euro überwies.

Große Spenden, kleine Spenden, Firmen-Spenden, Vereins-Spenden, Privat-Spenden: Alles hilft, damit sich die Bedingungen für an Demenz erkrankte Menschen in der Region Trier verbessern. Unsere Aktion "Vergissmeinnicht" läuft über Weihnachten und die Karnevalszeit hinaus bis ins Frühjahr. Wer will, kann noch zusteigen.

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