Konstantin holpert auf 2007 zu

TRIER. Es soll die größte Ausstellung im Nachkriegs-Trier werden, und der Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz zur Europäischen Kulturregion 2007: Die Konstantin-Ausstellung gilt allseits als Renommierprojekt. Doch der Motor läuft noch unrund, und zwischen den Beteiligten knirscht es gewaltig.

Die ersten zarten Pflänzchen für die große historische Heerschau blühen im Verborgenen. Die Telefon-Auskunft hat von einer Konstantin-Ausstellungs-GmbH in Trier noch nie etwas gehört, und wer sich zu Fuß zur Geschäftsstelle begibt, steht an den Barbara-Thermen vor verschlossenen Toren. Ein bescheidenes Papp-Schild weist den Weg zu einer Klingel, und auf Signal kommt eine ausgesprochen freundliche Mitarbeiterin mit dem Schlüssel aus dem 2. Stock über die Wiese gelaufen, um den Besucher einzulassen.Warten auf den Startschuss

Es geht noch etwas umständlich zu bei der Vorbereitung der Groß-Ausstellung, die 2007 Hundertttausende von Besuchern in die Region locken soll. Vor allem hinter den Kulissen. Zu Jahresbeginn hatte der zuständige Mainzer Kultur-Staatssekretär Roland Härtel angekündigt, demnächst werde das Projekt in großen Pressekonferenzen in Berlin und Trier vorgestellt. Seither herrscht Schweigen im Wald. Man warte "sehnlichst auf den Startschuss", sagt Ausstellungs-Geschäftsführer Eckart Köhne, der in seinem Büro in den Barbara-Thermen an der Vorbereitung werkelt. Aber wann der komme, dazu könne man "zurzeit nichts sagen". Man sei aber "auf jeden Fall guten Mutes", denn die Vorbereitungsarbeiten für die Ausstellung als solche gingen zügig voran. Anderswo ist die Stimmung nicht mehr so fröhlich. Der renommierte Berliner Historiker Professor Alexander Demandt, als einer von zwei wissenschaftlichen Leitern engagiert, war in den letzten Wochen mehrfach drauf und dran, die Brocken hinzuwerfen. Demandt hatte sein Ausstellungskonzept unter dem Titel "Konstantin der Große und das christliche Europa" entwickelt. Der vorbereitende Arbeitskreis hätte Einverständnis signalisiert, sagt der Professor. Doch bei Staatssekretär Härtel, dem Vorsitzenden des Konstantin-Lenkungsausschusses, sei die Formulierung "christlich" auf heftigsten Widerstand gestoßen, mit Argumenten bis hin zur Nato-Mitgliedschaft der Türkei. "Suspekte Gründe" nennt das Professor Demandt, unüberhörbar vergrätzt. Er will nun "erst mal sehen, wie die Sache weiterläuft", bevor er über seine dauerhafte Mitarbeit entscheidet. Der gescholtene Politiker kann den Ärger nicht verstehen. Man wolle mit "Konstantin der Große" einen möglichst einprägsamen Titel, und der Aspekt des Christlichen könne an einer der vorgesehenen Ausstellungsstätten, im Dom- und Diözesanmuseum, besonders herausgestellt werden. Außer Demandt habe sich niemand für dessen Titelvorschlag erwärmen können. Aber nicht nur bei den Wissenschaftlern rumpelt es im Gebälk. Auch die Finanzierung der Ausstellung, laut Härtel mit fünf bis sechs Millionen Euro anzusetzen, droht sich zum Zankapfel zu entwickeln. Mainz erwartet von der Stadt und dem Bistum als Kooperationspartnern beachtliche Finanzierungsbeiträge, in Stadtratskreisen spricht man von einer Million Euro. Härtel nennt keine Summe, macht aber deutlich, dass man eine solche Ausstellung "nicht zum Nulltarif" bekommt. Im Gegenzug könnten die Kooperationspartner "selbstverständlich als Gesellschafter in die GmbH eintreten". Inwieweit sich das Bistum engagiert, sei bislang noch nicht besprochen worden, gegenüber der Stadt habe Mainz seine Vorstellungen deutlich gemacht. Dass der neu konstituierte Trierer Stadtrat das Finanzierungs-Ansinnen ablehnen könnte, hält Härtel für ausgeschlossen. Schließlich wolle Trier ja auch erkleckliche Landesmittel für den Simeonstift-Umbau, "und das eine hängt ganz eng mit dem anderen zusammen". Eine klare Ansage, die den Rat in Zugzwang bringt, zumal sich die Umgestaltungspläne beim städtischen Museum nach TV -Informationen weit schwieriger gestalten als angenommen.Integration des Umlands noch unklar

Auch aus der Region kommen kritische Töne. Das von der Initiative Region Trier und HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks mit entwickelte Ursprungskonzept sah vor, alle römischen Stätten im Umland umfassend in die Ausstellung zu integrieren, nach Art einer touristisch attraktiven "Via Konstantina". Dieser Ansatz sei "stark eingedampft", sagt Kocks bedauernd und wirft die Frage auf, warum sich Kreise oder Gemeinden im Umland dann noch an den Kosten der Veranstaltung beteiligen sollten. Ein dezentrales Konzept sei "einfach nicht finanzierbar", befindet dagegen Roland Härtel. Dennoch wolle man prüfen, wie man externe Stätten "unter Marketinggesichtspunkten einbeziehen kann". Wann eine Information der Öffentlichkeit über die Ausstellungspläne vorgesehen ist, kann auch der Staatssekretär nicht sagen. Berücksichtigt man, dass sich der Trierer Stadtrat erst nach dem Sommer konstituiert, dürfte es wohl mindestens Spätherbst werden. Das sei nicht weiter tragisch, meint Härtel, schließlich laufe die Vorbereitung im Zeitplan. Die Ausstellung sei nicht in Gefahr. Zumindest da ist er sich mit Hans-Hermann Kocks einig: Das Projekt sei so weit, sagt der HWK-Mann, "dass keiner mehr das Rad zurück drehen kann".

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