Kopfweh, Husten, Schweißausbrüche

TRIER. In vielen Büros und Geschäften wird derzeit um die Wette geschnieft, gehustet und genießt: Eine Grippe-Welle grassiert. Viel schlimmer als die Erwachsenen hat es jedoch die Kinder erwischt.

"Wer derzeit nicht krank ist, der kann nicht mehr gesund sein."So überspitzt lässt sich derzeit die Situation in vielen Bürosund Geschäften beschreiben. Doch in Kindergärten und Schulensieht es viel schlimmer aus. Die Zahl der grippeähnlichenErkrankungen bei Kindern zwischen einem und 15 Jahren ist inRheinland-Pfalz und im Saarland in den vergangenen drei Wochen umfast 50 Prozent gestiegen. Obwohl sich Mediziner normalerweiseeher zurückhaltend äußern, sprechen sie in diesem Fall von einertatsächlichen Grippe-Welle: "Wir haben noch keine Epidemie. Aberdie Fälle tauchen zunehmend regional auf. Das ist typisch für denBeginn einer Welle", erläutert Udo Buchholz vom Zentrum fürInfektionsepidemiologie beim Robert-Koch-Institut. Beim MainzerGesundheitsministerium hält man sich zurück: Von einer "leichtenErhöhung" der Erkrankungszahl spricht man dort. Die letzte größere Grippe-Welle in der Region wurde vor drei Jahren registriert. Nach den Zahlen des Robert-Koch-Instituts liegen die Zahlen der in den vergangenen Wochen in den rheinland-pfälzischen und saarländischen Arztpraxen festgestellten Grippe-Erkrankungen bereits deutlich über denen der Vorjahre. Dort rechnet man damit, dass der Höhepunkt der Grippe-Welle in zwei bis drei Wochen erreicht wird. Dramatisch sei die Situation nicht, zumal es sich um die bekannten Virentypen A und H3N2 handele, wie bereits in der vergangenen Saison. Der derzeit geimpfte Anti-Grippe-Stoff sei genau darauf abgestimmt.

Auch in den Nachbarländern Frankreich und Belgien werden von Woche zu Woche immer mehr Krankheitsfälle festgestellt, auch wenn dort noch nicht von einer Grippe-Welle gesprochen wird. Obwohl das Virus in Deutschland bereits viele Menschen infiziert hat, raten die Mediziner vor allem Risiko-Patienten wie Kranken und Alten, sich jetzt noch impfen zu lassen. Allerdings wirkt die Impfung erst zwei Wochen später. Zwar seien die derzeit grassierenden Virus-Erkrankungen in den aller seltensten Fällen lebensgefährlich, doch rät Udo Buchholz vor allem den so genannten Risiko-Patienten beim Auftreten der ersten Symptome (plötzliche Schmerzen in Beinen, Armen, Rücken, starkes Kopfweh, Frösteln, Schweißausbrüche, Fieber um 40 Grad, trockener Husten) sofort zum Arzt zu gehen.

Und wen es erwischt hat, der sollte auf jeden Fall zu Hause bleiben. "Kinder mit Fieber auf keinen Fall in den Kindergarten oder die Schule schicken - aus Rücksicht auf sie selbst, aber auch auf die anderen Kinder", empfiehlt Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes.

Viel bewegen, viel trinken, aber keinen Alkohol

Eine Grippe-Welle zu Jahresbeginn ist nichts Ungewöhnliches. Zwischen November und April ist die Ansteckungsgefahr am höchsten, die Abwehrkräfte lassen nach. Bei einer normalen Grippe-Welle erkrankt etwa jeder zehnte Erwachsene und jedes dritte Kind. Das sonnige Wetter derzeit begünstigt die Ansteckungsgefahr: Die Viren überleben länger und vermehren sich leichter. Bei einer Epidemie kann es bis zu 50 Prozent der Bevölkerung treffen. Doch davon ist Deutschland nach übereinstimmender Expertenauskunft noch weit entfernt. Wer sich vor der Karnevalszeit vor Grippe schützen will, der sollte sich viel an der frischen Luft bewegen, viel trinken (Wasser, Tee oder Saft) und frisches Obst essen. Allerdings, wer an Karneval zu tief ins Glas schaut, der läuft Gefahr, nach Rosenmontag flach zu liegen. Alkohol schwächt nämlich die Abwehrkräfte. Daher wird an Aschermittwoch noch nicht alles vorbei sein, sondern viele Jecken mit Fieber im Bett liegen.

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