Krumme Geschäfte mit alten Lastwagen

Einem Steuerbetrug mit LKW, Bussen und Baumaschinen ist die Trierer Steuerfahndung auf die Spur gekommen. Sie ermittelt in 24 Fällen gegen Verkäufer und Händler dieser Fahrzeuge.

Trier. Das Geschäft ist verlockend: Der seriös wirkende Mann bietet dem Inhaber einer kleinen Baufirma 20 000 Euro für seinen alten Laster, bar auf die Hand. In der Rechnung, die an ein Serviceunternehmen geht, soll der Verkäufer aber nur 12 000 Euro als Kaufpreis nennen. Begründet wird der niedrigere Preis mit angeblichen Schäden an dem Fahrzeug. Dem Verkäufer kann es egal sein: 8000 Euro kann er so schwarz kassieren. Er ist seinen Laster los und hat noch "Gewinn" gemacht. Dass sein alter Wagen Gegenstand eines organisierten Steuerbetrugs wird, davon weiß er nichts. Die Steuerfahnder des Trie-rer Finanzamtes sind nach Hinweisen ihrer Kollegen aus Nordrhein-Westfalen einigen Nutzfahrzeughändlern aus der Region auf die Spur gekommen, die mit LKW, Bussen und alten Baumaschinen den großen Reibach machen. Das Muster ist immer ähnlich: Ein Händler kauft von einem mittelständischen Unternehmen ein gebrauchtes Fahrzeug, der Verkäufer erhält den Kaufpreis in bar, schreibt eine deutlich niedrigere Rechnung an eine Servicefirma. Diese Firma, "verkauft" den laut Rechnung für 12 000 Euro gekauften Laster für 22 000 Euro an den Nutzfahrzeughändler, der aber längst das Fahrzeug hat - ein Scheingeschäft also. Dieser bezahlt per Scheck an das Serviceunternehmen. Der Händler erhält daraufhin 20 000 Euro in bar zurück, das Service-Unternehmen behält 2000 Euro als "Provision". Der Händler verkauft den Wagen für 25 000 Euro ins Ausland - etwa nach Osteuropa. Den Gewinn von 3000 Euro versteuert er ordnungsgemäß. Nach außen hin scheint alles sauber

Nach außen hin und für den Fiskus ist zunächst mal alles sauber. Nur das Service-Unternehmen hat ein Problem: Laut Rechnung hat es für 12 000 Euro einen Laster gekauft, ihn aber für 22 000 Euro verkauft - macht also einen Gewinn von 10 000 Euro, der normalerweise versteuert werden müsste. Um das zu verhindern, schreibt sich das Service-Unternehmen selbst Scheinrechnungen, für angebliche Reparaturen an dem LKW, diese sollen den Gewinn schmälern. Um einer Steuerprüfung zu entgehen, löst sich die Firma nach kurzer Zeit wieder auf, länger als zwei Jahre besteht nach Erkenntnissen der Fahnder ein solches Unternehmen nicht. Nicht selten sind diese Scheinfirmen von den Fahrzeughändlern selbst gegründet, um das Schwarzgeld-Geschäft abwickeln zu können. Gegen 24 Verkäufer gn LKW, Bussen oder Baufahrzeugen und Nutzfahrzeughändler in der Region ermitteltet die Steuerfahndung wegen solcher Geschäfte. 14 Fälle sind bereits abgeschlossen, 140 000 Euro an Steuern konnten so wieder eingetrieben werden. Den aufgeflogenen Verkäufern und Händlern drohen neben den Steuernachzahlungen noch saftige Geldstrafen, die bis zur Hälfte der hinterzogenen Steuer ausmachen können. Grund für das florierende Geschäft mit alten Baumaschinen und Nutzfahrzeugen ist laut Bernd Kasper, Leiter der Trierer Steuerfahndung, eine stark gestiegene Nachfrage. Sie ist größer als das Angebot. Daher müssen sich Händler durch diese Geschäfte ohne Rechnung den nötigen Nachschub direkt bei den Fahrzeughaltern besorgen. Da durch die gestiegene Nachfrage auch die Preise nach oben geklettert sind, machen die Händler einen Reibach mit der illegalen Masche. Schwer sei es aber, an die eigens dafür gegründeten Service-Unternehmen heranzukommen, sagt Kasper. Vor allem dann, wenn diese im Ausland sitzen, und es zumindest nach außen hin keine direkte Verbindung zu dem Händler gibt.

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