Kuchenbäcker und Systemveränderer

TRIER. (mok/uhe) Immer mehr Menschen suchen neue Bereiche, in denen sie sich sozial betätigen können. Aus dem klassischen Ehrenamt ist das soziale Engagement geworden.

"Was die Gesellschaft besser lösen kann, das muss, das soll der Staat nicht machen”, heißt es in einer Erklärung der Bundesregierung. Je weniger Geld Bund, Ländern und Kommunen zur Verfügung steht, umso mehr sind die Bürger selbst gefordert. Aus dem klassischen Ehrenamt ist "bürgerschaftliches Engagement” geworden - ein Begriff, der vom gelegentlichen Kuchenbacken fürs Kindergartenfest bis hin zur Selbstaufgabe für den Sportverein alles umfasst, was an Sozialem außerhalb der vier Wände geleistet werden kann. Entscheidend für das Engagement sind dabei vor allem bei jungen Menschen immer öfters eigene Interessen, die sich nicht unbedingt mit ehrenamtlichen Aufgaben in Vereinen decken. "Die Vereine greifen in den Vorständen häufig auf altbewährte Kräfte zurück, doch im Kreis gibt es positive Beispiele für das Engagement junger Leute", sagt Herbert Fandel, Leiter der Kreismusikschule Bitburg-Prüm, nennt aber auch Nachteile: "Ehrenämter sind unglaublich zeitaufwändig, man sollte keinen Tag davon loslassen." Auch der Sportbund Rheinland hat erkannt, wie wichtig der Nachwuchs im Bereich der Vorstände ist. Seit vergangenem Jahr bietet er für Zwölf- bis 15-Jährige Seminare an, um sie dadurch für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern. Bei den Globalisierungsgegnern von Attac ist die Mitgliedszahl innerhalb kurzer Zeit von 600 auf 12 000 Mitglieder gestiegen. Gerade junge Leute "mit einer guten Motivation" kämen auf die Gruppe zu, meint Hans-Werner Jung von der Attac-Regionalgruppe Bernka-stel-Wittlich. Über mangelndes Interesse an ehrenamtlicher Tätigkeit kann auch Greenpeace nicht klagen. Besonders die Jugendarbeit läuft nach Angaben des Gruppen-Koordinators Kai Bestmann gut. Gerade sei eine neue Jugendgruppe für 16- bis 20-Jährige gegründet worden. Wenn Vereine, insbesondere auch Parteien, da mithalten wollen, "müssen sie sich radikal ändern”, meint Klaus Hurrelmann, Soziologie-Professor an der Universität Bielefeld. Dass Menschen nach wie vor bereit sind, zu helfen, hat das spontane Engagement der vielen Tausend Helfer bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr gezeigt. Menschen erleben ein Gemeinschaftsgefühl, spüren Anerkennung und wollen gelobt werden. Ein Erlebnis, das sich viele in Deutschland öfter wünschen würden. KOMMENTAR SEITE 2

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