Kummer für Künast

BERLIN. Turbulente Zeiten für Ministerin Renate Künast: Die Vorzeige-Grüne gerät zunehmend in die Kritik.

Wer Renate Künast in den letzten Monaten beobachtet hat, dem sind die äußerlichen Veränderungen nicht verborgen geblieben: Ihr Gesicht wirkte meist aschfahl, übermüdet war ihr Blick. Insider sagen, "geht es den Grünen schlecht, geht es auch Künast schlecht". Doch das allein ist nicht der Grund: Die 49-Jährige Erfinderin der Agrarwende schwächelt, die zähen Kämpfe um die Neuausrichtung der Landwirtschaft haben sichtbar an ihren Kräften gezehrt. Hinzu kommt die immense Themenvielfalt, die die für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Ernährung zuständige Frau zu beackern hat. In ihrem Hause, heißt es, häuften sich die Probleme. Und zu allem Überfluss scheint die Vorzeigegrüne nun auch noch in eine Flugaffäre zu stolpern. Kommt nach Außenminister Joschka Fischer die nächste Götterdämmerung auf die Grünen zu? Die Ministerin soll Medienberichten zufolge im Juli 2002 mit einer Maschine der Bundeswehr von Berlin nach Saarbrücken und zurück geflogen sein, um bei einer Veranstaltung des PR-Unternehmers Moritz Hunzinger einen Vortrag zu halten - ungewöhnlich genug. Der Flugpreis soll sich auf stolze 3223 Euro belaufen haben, die Künast aber nicht Hunzinger in Rechnung gestellt haben soll. Hinzu kommt, so die Berichte, dass sich Hunzinger den Vortrag der Ministerin per 7500-Euro-Spende an die Berliner Grünen erkaufen musste. Künast bläst der Wind aber auch intern heftig ins Gesicht. Bestes Beispiel dafür ist ihre rigide Personalpolitik, mit der das Ministerium "eingegrünt" wurde, wie es heißt. Unlängst feuerte sie den in allen politischen Lagern geschätzten Abteilungsleiter Hermann Schlagheck. Angeblich soll das Reizthema grüne Gentechnik ausschlaggebend gewesen sein, das Künast an den Nerven zehrt, weil sie von Kanzler und Wirtschaftsminister unter Druck gesetzt wird. Unmut gibt es auch darüber, dass Künast nur noch mit Schlaglichtern Marke "dicke Kinder" arbeite, aber sich im Agrarbereich kaum in die Niederungen der Sach- und Fachpolitik begebe. Jede Menge Kritik also, die derzeit noch weitgehend intern wabert. Sicherheitshalber benannte die Ministerin ihr Redenschreiberreferat schon einmal um - in "Strategische Kommunikation".

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