Land mit Seuchenerfahrung

MAINZ. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis erste Fälle von Vogelgrippe bei Wildvögeln auch in Rheinland-Pfalz auftauchen, schätzt Umweltministerin Margit Conrad (SPD). Doch das Land ist nach ihren Angaben vorbereitet. Bislang ergab die Untersuchung von mehr als 200 toten Tiere keinen Fall von Geflügelpest.

"Rheinland-Pfalz ist seuchenerfahren", betonte Margit Conrad am Mittwoch in Mainz mit Blick auf den langjährigen Kampf gegen Schweinepest, BSE oder Tollwut. Das Land ist auch auf die Vogelgrippe vorbereitet und das Zusammenspiel der Behörden funktioniert, so die Botschaft von Conrad, Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) und Innen-Staatssekretär Hendrik Hering bei ihrem gemeinsamen Auftritt.Mehr Medikamente für Risikogruppen

Zuvor hatte die Opposition einen unzureichenden Vorrat von Anti-Viren-Mitteln kritisiert und Tierärzte eine mangelhafte Koordination für den Ernstfall befürchtet. Um für den Fall einer Pandemie, also der Veränderung des gefährlichen H5N1-Vogelgrippe-Erregers in ein von Mensch zu Mensch übertragbares Virus, ausreichend gerüstet zu sein, soll der Vorrat an Viren hemmenden Mitteln nun doch entgegen ersten Planungen nach der Empfehlung des Robert-Koch-Instituts auf eine Versorgungsrate von 20 Prozent der Bevölkerung erhöht werden. Statt der bisher bestellten 500 000 werden 800 000 Einheiten geordert. Eingelagert sind bisher 300 000 Einheiten, bis Jahresende sollen es 500 000 sein. Die Medikamente dienen laut Dreyer dazu, bei Risikogruppen (etwa Menschen in direktem Umgang mit Vogelgrippe-Gefahren) das Immunsystem zu stärken, bis ein Impfstoff innerhalb von geschätzten drei bis sechs Monaten entwickelt ist. Da ein Pandemie-Virus derzeit allerdings noch nicht existiert, gilt es momentan nur, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Dazu gehört unter anderem auch ein Notfallplan, der von der Früherkennung außergewöhnlicher Erkrankungen über die Medikamentenversorgung bis zur stationären Aufnahme der Patienten reicht. Bei der Entdeckung von Vogelgrippe-Fällen sind laut Conrad grundsätzlich die Landkreise für die Errichtung von Sperr- und Beobachtungsgebieten zuständig. Jedoch kann das Land bei größeren Katastrophen Aufgaben an sich ziehen. Koordination und Einsatzsteuerung übernimmt dann das Landesuntersuchungsamt. Das verspätete Eingreifen nach den ersten entdeckten Vogelgrippe-Fällen auf Rügen ist nach Angaben von Staatssekretär Hering von den rheinland-pfälzischen Behörden analysiert und in die Einsatzpläne von Polizei und Feuerwehr eingearbeitet worden. Probleme bei der Anforderung von Hilfskräften einschließlich Bundeswehr werde es in Rheinland-Pfalz nicht geben, versicherte er. Auch an den Einsatz von Reservisten ist in einem Pilotprojekt gedacht. An die Kommunen werden in den nächsten Wochen zudem weitere 5000 Schutzanzüge verteilt. Gemanagt werden die Tierseuchenpläne von einer ständigen Koordinierungsstelle.

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