Landwirte sorgen sich wegen Seuchengefahr

Ihr Virus verursacht Blasen im Maul und an den Hufen. Die Maul- und Klauenseuche (MKS) gilt als eine hochansteckende Tierkrankheit, die Rinder, Schafe und Schweine befallen kann. Für den Menschen ist MKS zwar ungefährlich, aber das infizierte Fleisch lässt sich nicht mehr vermarkten. Kein Wunder also, dass auch deutsche Landwirte vom Ausbruch der Seuche im Süden Englands alarmiert sind.

Berlin. Der Deutsche Bauernverband hat den Tierhaltern gestern eine aufmerksame Kontrolle ihrer Bestände, besonders bei zugekauften Tieren, empfohlen. Zugleich wurden England-Reisende aufgefordert, keine Lebensmittel mitzubringen, um einen "Import" der Seuche zu verhindern. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass aus Großbritannien eingeführte Tiere den Erreger in sich tragen. Wie ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums weiter erklärte, hätten mehrere Bundesländer bereits Entwarnung gegeben. Das gelte etwa für ein Rind in Schleswig-Holstein und einige Schafe in Rheinland-Pfalz. Unter Beobachtung stehen insgesamt sieben Betriebe in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Dabei geht es in erster Linie um 39 Schafe sowie zwei Zootiere. Der Geschäftsführer des Bundesfachverbandes Fleisch, Patrick Steinke, geht nicht von einer Einschleppung der Seuche nach Deutschland aus. "Man weiß, welche Transporte wann, von wem und woher kommen", sagte er unserer Zeitung. Das Risiko wird auch durch die Tatsache minimiert, dass Großbritannien nur in geringem Maße Fleisch nach Deutschland exportiert.Marktstelle warnt vor Konsequenzen

Wie die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) auf Anfrage mitteilte, wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres gerade einmal 1343 lebende Schafe von den britischen Inseln nach Deutschland transportiert - knapp vier Prozent der gesamten Importe bei Schafen. Hinzu kamen rund 1000 Tonnen frisches beziehungsweise tiefgekühltes Lammfleisch. Das entsprach rund einem Viertel der gesamten Lammfleisch-Einfuhren in diesem Zeitraum. Bei lebenden Rindern und Schweinen spielt der britische Markt für deutsche Verbraucher praktisch keine Rolle. Verarbeitetes Rind- und Kalbfleisch aus Großbritannien ging im ersten Quartal 2007 nur in Kleinstmengen nach Deutschland. Der Anteil am gesamten Import lag bei knapp 0,3 Prozent. Hintergrund der geringen Fleischeinfuhren ist das schlechte Image der britischen Fleisch- und Viehwirtschaft. Bereits im Jahr 2001 richtete die Maul- und Klauenseuche in England verheerende Schäden an. Etwa sieben Millionen Nutztiere mussten damals geschlachtet werden. Die starke Dezimierung der Tierbestände gleicht Großbritannien mit verstärkten Importen aus. Allein bei Schweinefleisch wird der Bedarf zur Hälfte aus dem Ausland gedeckt. In Deutschland verlief die Entwicklung genau umgekehrt. Die Produktion von Schweinefleisch wurde stark ausgebaut. Weil der heimische Bedarf nahezu konstant ist, boomt der Export. Der Umfang der Ausfuhren bei Schweinefleisch erreicht mittlerweile mehr als eine Million Tonnen pro Jahr. Ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Deutschland hätte nach Einschätzung des zuständigen ZMP-Abteilungsleiters, Dietmar Weiß, daher erhebliche Konsequenzen für die heimische Landwirtschaft. "Die Exportmärkte würden zusammenbrechen. Und bis zu einer Normalisierung der Lage würden Jahre vergehen", warnte Weiß.

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