Liebe ist keine Einbahnstraße

Das vorzeitige Ende seiner politischen Karriere hat Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber einer gebürtigen Moselanerin zu verdanken: der Fürther Landrätin Gabriele Pauli. Im TV-Interview sagt die 49-Jährige, warum sie trotz aller Anfeindungen in der CSU bleiben will. Und warum Politikerinnen ihre Weiblichkeit nicht verstecken sollten.

 Lächeln in Weiß-Blau: Gabriel Pauli beim Fassanstich in Schweich. TV-Foto: Albert Follmann

Lächeln in Weiß-Blau: Gabriel Pauli beim Fassanstich in Schweich. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich. Mehrere Kamerateams und ein gutes Dutzend Journalisten kamen am Freitagabend zum Auftakt des Fests der Roemischen Weinstraße nach Schweich (Kreis Trier-Saarburg). Hauptverantwortlich für den medialen Auflauf: Gabriele Pauli. Mit der prominenten CSU-Rebellin sprach TV-Redakteur Rolf Seydewitz.Sie müssen doch richtig froh sein, dem bayerischen Intrigantenstadel mal übers Wochenende den Rücken kehren zu können?Pauli: Ich entspanne mich hier an der Mosel immer, egal was in Bayern los ist.Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, beim Fest der Roemischen Weinstraße die Schirmherrschaft zu übernehmen?Pauli: Ich wurde in Schweich geboren und war in den letzten Jahren eigentlich immer beim Weinfest. Es war mir daher eine große Freude, dass ich die Schirmherrschaft übernehmen durfte.Was meinen Sie: Wären Sie nach Schweich auch eingeladen worden, wenn es den Rummel um Ihre Person nicht gegeben hätte?Pauli: Ich habe auch bei einem der zurückliegenden Weinfeste schon mal auf der Bühne gestanden und die Leute begrüßt. Es hängt daher nicht nur mit dem aktuellen Rummel um meine Person zusammen. Nur heute ist alles offizieller, sonst war es immer ganz privat.Ein lokales Anzeigenblatt kündigte Sie diese Woche als "Star-Politikerin" an. Ehrt Sie eine solche Charakterisierung, oder ist Sie Ihnen eher peinlich?Pauli: Was in den letzten Monaten passiert ist, ist auch für mich etwas Neues. Ich merke auch die Vor- und Nachteile, wenn man plötzlich so bekannt ist und erkannt wird. Den Umgang damit muss ich erst lernen. Von außen betrachtet hat es den Anschein, als seien Sie in der CSU-Vorstandsetage inzwischen ziemlich isoliert. Haben Sie es mit der Kritik an Ihrer Partei übertrieben?Pauli: Mein Ziel ist es nicht, im CSU-Vorstand Anerkennung zu bekommen, sondern dass die CSU sich erneuert und reformiert. Dazu müssen bestimmte Dinge eben angesprochen werden. Dass die Vorstandsetage da nicht immer dahintersteht, ist klar. Denn das ist ein Machtgeflecht, wo einer vom anderen abhängig ist. Da wird es nicht gerne gesehen, wenn man daran rüttelt. Sie haben Gespräche mit den Bayerischen Freien Wählern geführt. Können Sie sich vorstellen, vor der Landtagswahl im nächsten Jahr die Pferde zu wechseln?Pauli: Die Liebe zur CSU kann keine Einbahnstraße sein. Man hat es mir in letzter Zeit nicht leicht gemacht, es gab auch Forderungen nach Parteiausschluss und Rückgabe der politischen Ämter. Trotzdem bleibe ich in der CSU, weil es meine politische Heimat ist.Und was ist, wenn Gabriele Pauli bei den CSU-Vorstandswahlen im September nicht mehr gewählt wird?Pauli: …dann ändern sich dadurch die politischen Inhalte nicht. Ich weiß, dass ich in Bayern viel Unterstützung für meine Forderungen und Thesen habe. Das fängt bei der Schulpolitik an, geht beim Thema Nahverkehr weiter bis hin zum Frauen- und Familienbild. Da bringe ich vielleicht etwas modernere Ideen ein als viele in der CSU. Von Schweich aus fahren Sie nach Leipzig, um dort am Montag bei einem Kongress über das Thema "Privatleben von Promis und Medien" zu diskutieren. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Punkt gemacht?Pauli: (lacht) Alle, die man machen kann, extreme in jeder Beziehung. Die Medien sind wichtig für Politiker, weil sie darüber ja auch Inhalte transportieren. Auf der anderen Seite ist man als Frau natürlich besonders ausgeliefert, weil mitunter auch - im Interesse des Publikums - Aspekte hervorgehoben werden, die weniger sachlich sind. Frau ist ein gutes Stichwort: "Gabriele Pauli erkennt den Unterschied zwischen sexy und lächerlich nicht mehr", hat unlängst die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer unter Verweis auf die Latex-Fotos über Sie im "Spiegel" gesagt. Was antworten Sie Frau Schwarzer?Pauli: Ich kann die feministische Sichtweise von Frau Schwarzer auch nicht ganz teilen. Wenn ich es recht analysiere, möchte Frau Schwarzer, dass die Frauen ihre Weiblichkeit verstecken. Das ist nicht meine Position: Auch Frauen, die in der Politik sind, können mit ihrer Weiblichkeit auftreten. Wir müssen uns nicht grau kleiden und verstecken. Jeder sollte so sein können, wie er ist. Wenn Sie die letzten vier Monate Ihres politischen und gesellschaftlichen Engagements Revue passieren lassen: Würden Sie alles noch einmal so machen? Oder sagen Sie: Hoppala, das war ein Fehler?Pauli: Was ich getan habe, war echt und ehrlich. Und ich konnte immer dazu stehen. Was andere teilweise daraus gemacht haben, ist deren Problem. Sie haben seit einiger Zeit einen neuen Lebensgefährten, einen Unternehmer aus der Region Trier. Ist es für Sie eine Option, eines Tages womöglich wieder ganz in Ihre alte Heimat zu ziehen?Pauli: Ich komme immer wieder gerne an die Mosel zurück. Aber meine erste Heimat ist Franken und Bayern. Und der neue Freund lockt Sie nicht häufiger in die zweite Heimat?Pauli: Ja, schon. Sonst war ich ein-, zweimal im Jahr hier, jetzt etwas öfter.Vorschlag für Ihren nächsten Besuchstermin: Am 15. Juli spielt der von Ihnen so verehrte Lionel Richie im Trierer Waldstadion.....Pauli: Oh, schön. Das muss ich mir mal merken.Zur Person Die promovierte Politikwissenschaftlerin Gabriele Pauli wurde 1957 im Moselort Schweich (Kreis Trier-Saarburg) geboren. Sie trat vor 30 Jahren in die CSU ein und ist seit 1989 Mitglied im CSU-Landesvorstand. Als Landrätin von Fürth (seit 1990) wurde Gabriele Pauli zweimal wiedergewählt. Die begeisterte Motorradfahrerin ist geschieden und Mutter einer 19-jährigen Tochter.

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