Lob und Tadel für Ministerin Ahnen

Die Ergebnisse der neuesten Pisa-Studie sorgen bei der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) für große Freude. Es gibt jedoch nicht nur Schulterklopfen, sondern auch Forderungen zur Bildungspolitik des Landes.

Mainz. Bis tief in die Nacht ist am Montag im Bildungsministerium gearbeitet worden, um die Pisa-Studie 2006 für die Präsentation am Dienstagmorgen aufzubereiten. Während in Berlin bei der Kultusministerkonferenz die Ergebnisse kommentiert werden, tritt in Mainz Doris Ahnen vor die Presse. Vielleicht deshalb, weil es diesmal Positives zu berichten gibt. Ahnen freut sich denn auch über "deutliche Verbesserungen in allen Bereichen", über "substanzielle Kompetenzzuwächse" bei den Schülern und über "erkennbare Fortschritte bei der Chancengleichheit".

Beifall bekommt die Ministerin ausgerechnet von einer Seite, von der es eher weniger zu vermuten war: "Die Pisa-Ergebnisse machen Mut", sagt der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU), Gerhard F. Braun. Um dann sogleich anzufügen: "Der Aufstieg von Sachsen zeigt, was hier noch möglich ist."

Andere äußern sich in ähnlicher Form: Sie loben einerseits und mahnen andererseits. So wie Johannes Müller, Landesvorsitzender des Lehrerverbandes Bildung und Erziehung (VBE): "Trotz aller Verbesserungen bleibt: Die Studie belegt erneut, wie hoch auch in Rheinland-Pfalz Bildung abhängig ist vom Einkommen, der Herkunft und dem Wohnort der Eltern." Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klaus-Peter Hammer, schlägt die gleichen Töne an: "Die fehlende Chancengleichheit an den Schulen ist nach wie vor das größte Problem in Rheinland-Pfalz sowie des deutschen Bildungssystems insgesamt." Die Grünen pflichten bei: Der "Graben zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft" müsse endlich überwunden werden.

Nicole Morsblech, Vize-Fraktionsvorsitzende der FDP, würdigt die Verbesserungen der Schüler, fordert allerdings unter anderem kleinere Klassenstärken in den Schulen, um Fortschritte zu machen.

Die schärfste Kritik kommt von der Union. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Josef Keller, beklagt, das Land habe "den Anschluss an die Spitzengruppe wieder nicht geschafft". Rheinland-Pfalz trete im Mittelfeld auf der Stelle. Nach Ansicht von Alexander Lang, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung (LSV), "dürfen die Probleme nicht unter den Tisch gekehrt werden". Entscheidende Probleme seien "die mangelnde Chancengleichheit und die Integration von Migranten, da hat sich nicht viel getan".

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