Lösung aller Probleme?

TRIER. Ist der Neige-Zug tatsächlich eine Alternative für den Ausbau der Bahn-Strecke Trier-Luxemburg? Experten bezweifeln es, zumal die Züge immer noch durch Pannen Schlagzeilen machen.

Jahrelang diskutiert, jahrelang ist nichts passiert. Dann wird quasi aus dem Nichts ein Vorschlag aus dem Hut gezaubert. Nun sollen Neigetechnik-Züge, deren Vorgänger unter dem Namen "Pendolino" für Spott, Hohn und jede Menge Ärger in der Region sorgten, Bewegung in die Diskussion bringen. 1998 wurden die älteren Modelle der Neigezüge von der Eifelstrecke genommen, nachdem sie eigentlich mehr gestanden haben, als dass sie gefahren sind. Offensichtlich hat das Vorpreschen des zuständigen Konzernbeauftragten Udo Wagner, das grenzüberschreitende Zugangebot entsprechend zu erweitern (der TV berichtete), die Verantwortlichen überrascht. "Das Ganze bedürfe noch einer "sorgfältigen Überprüfung", sagt der Chef des Zweckerverbandes Personennahverkehr Nord (SPNV), Thomas Geyer. Immerhin hat man aber bereits ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse im ersten Halbjahr 2005 vorliegen sollen. Auch in Mainz findet Wagners Vorschlag wenig Gegenliebe: "Anstatt mit saloppen Vorschlägen die Öffentlichkeit zu verwirren, sollten wir unsere Kräfte auf den Ausbau der Strecke konzentrieren", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Würde der Zweckverband den Vorschlag der Bahn annehmen, bedeute das, dass an anderer Stelle Geld für den Nahverkehr fehle. Doch noch steht der Einsatz der Neige-Züge in den Sternen, auch wenn Wagner davon träumt, sie nächstes Jahr bereits nach Luxemburg fahren zu lassen. Falls sie denn fahren. Denn trotz Weiterentwicklung sind die "Pendolino"-Nachfolger noch immer nicht pannenfrei. Erst im September mussten Neige-Züge auf der Nahestrecke zwischen Saarbrücken und Mainz von der Schiene genommen werden. Vergangene Woche forderten die Grünen im Mainzer Landtag die Bahn auf, die Kunden über die anhaltenden Probleme mit den Neige-Zügen zu informieren. Auch wenn Wagner versichert, man habe die Probleme im Griff, dürfte es schwer sein bei den politischen Entscheidern und bei Kunden die neuen Züge als attraktive Alternative für den Ausbau der Strecke Trier-Luxemburg zu verkaufen. Zumal Experten davon ausgehen, dass die Zeitersparnis durch Neigetechnik gar nicht so groß sein wird (Wagner spricht von bis zu zwölf Minuten), weil die Moselbrücke bei Konz immer eine "Langsamfahrstrecke" bleiben werde. Enge Kurven und Weichen vor und hinter der Brücke lassen laut Experten mehr als 60 Stundenkilometer gar nicht zu. Schneller ginge es nur, so Experten, wenn die Moselbrücke im anderen Winkel und geradlinig gebaut werde. Was aber genauso illusorisch ist wie der Ausbau der Strecke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort