Luxus statt Zeltdach

Der Fußball stößt in eine neue Dimension vor – für die unglaubliche Summe von 340 Millionen Euro. Gottseidank muss das Geld für die "Allianz-Arena" nicht vom Steuerzahler berappt werden, sondern wird von einem Bankenkonsortium vorgestreckt und von "Bayern" und "Löwen" über rund 30 Jahre abgestottert.

Der Fußball stößt in eine neue Dimension vor – für die unglaubliche Summe von 340 Millionen Euro. Gottseidank muss das Geld für die "Allianz-Arena" nicht vom Steuerzahler berappt werden, sondern wird von einem Bankenkonsortium vorgestreckt und von "Bayern" und "Löwen" über rund 30 Jahre abgestottert. Doch dafür bekommen die zwei ein Schmuckstück, das – trotz Berliner Olympiastadion und Arena AufSchalke – in Deutschland seinesgleichen sucht. Wenn die Spiele nur annähernd so gut werden wie das Stadion, ist für Prickeln gesorgt. Die Optik futuristisch, der reine Fußball-Genuss ohne Laufbahn, eine qua Architektur garantierte Hexenkessel-Atmosphäre und jeder erdenkliche Luxus, den sich der Fußball-Fan wünschen kann. Die Allianz-Arena ist Gigantomanie pur. Und wenn so große Projekte über die Bühne gehen (siehe Frankfurt Flughafen oder Ähnliches), dann nimmt auch die kriminelle Energie zu, um Geld in die eigene Tasche zu manövrieren. Ex-Stadion-Boss Wildmoser jr. sitzt schon in Haft, gegen den Chef der Baufirma Alpine wird ermittelt – ein dunkler Schatten über dem Vorzeige-Objekt für die WM 2006. Aber dadurch lassen sich die Beckenbauers, Rummenigges & Co. ihre Freude nicht nehmen – die Arena ist, wenn die Erfolge bleiben, auch für sie eine Lizenz zum Gelddrucken, angesichts der Logen und neuen Marketing-Möglichkeiten. Aber das weinende Auge wird bei nicht wenigen Traditionalisten bleiben: Das gute alte Olympiastadion mit seinem Zeltdach wird kein Fußballspiel mehr erleben. Schade eigentlich. b.pazen@volksfreund.de

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