Männer mit Gurkenmasken

TRIER. Vor 20 Jahren hatten sie noch ausschließlich brennende Aftershaves im Alibert-Schränkchen stehen, heute haben auch die Männer den Körperkult entdeckt. Wie überall sind die Unterschiede zur Frauenwelt klein, aber doch fein.

"Für die meisten Männer bedeutet Körperpflege viel Sport, viel Haargel und viel Eau de Toilette", beschreibt Ursula Geiben lächelnd ihre Erfahrungen. "Aber Frauen achten bei dem Objekt ihrer Begierde eher auf ein gepflegtes Äußeres als auf eine super Figur." Dazu gehören eine reine Haut, gepflegte Hände und ein frisches Aussehen. Oft würden sich Männer zwar regelmäßig eincremen, aber alles benutzen, was im Bad so rumstehe, und das sei meistens falsch. Den Männern, die zu ihr kämen, sei die Balance zwischen Aktivität und Entspannung wichtig, sagt Ursula Geiben, die in Kanzem ein Kosmetikinstitut betreibt. "Das haben bisher noch nicht so viele entdeckt, denn von meinen Kunden sind weniger als zehn Prozent Männer." Meistens handelt es sich dabei um Geschäftsleute, die viel in der Öffentlichkeit stehen. Sie vermutet, dass einige deshalb den Weg zur ihr aufs Land finden, damit in Trier keiner zufällig entdeckt, das sie zur Kosmetikerin gehen. Die Behandlungen sind speziell auf Männerhaut abgestimmt. "Ihre Haut ist dicker und großporiger und im Bartbereich durch die tägliche Rasur oft sehr trocken. Im Vordergrund stehen daher die Beruhigung und Regeneration." Auch wenn man dem starken Geschlecht nachsagt, äußerst schmerzempfindlich zu sein, überstehen sie die Behandlungen tapfer. "Beim ersten Mal sind sie sehr neugierig, weil sie eine Domäne betreten, die sie in der Regel wenig kennen", so die Kosmetikerin. "Wenn ihr Wissensdurst aber gestillt ist, genießen sie alles still und zufrieden." Anders als Frauen, haben sie sich im Teenageralter meist noch nicht für Cremes und Puder interessiert. "Dafür reicht ihnen ein Produkt für morgens und abends, Frauen dagegen brauche meist eine ganze Palette." Der Renner sind die klassische Gesichtsbehandlung mit Peeling, Reinigung, Massage und Maske, Maniküre und entspannendeRücken- und Kopfmassagen. Einige Männer kämen auch mit den Worten "der Theo Waigel muss weg" zum Enthaaren, einige nähmen getönte Tagescremes, weil sie damit Unreinheiten abdecken könnten. Ein alter Stammkunde, der die Kosmetik schon vor zehn Jahren für sich entdeckt hat, ist Gerhard S. "Jeder Mensch hat zwei sichtbare Körperteile: seine Hände und seinen Kopf. Die sollte man genauso pflegen wie seine Wohnung." Er könne es nicht verstehen, dass Männer mit Mitessern übersät herum laufen und auch ihre Frauen sie nicht darauf hinweisen würden. "Ich achte im Geschäftsleben darauf, ob sich jemand pflegt. Denn wer mit sich selbst schlecht umgeht, tut dies auch mit anderen." Sein Vorschlag: "Vielleicht sollten Kosmetikerinnen Männern einen Wartungsvertrag anbieten", sagt er schmunzelnd. "Wie beim Auto, das verstehen wir."

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