"Manches ist ja jetzt schon überspitzt"

BERLIN. Die Vereitelung von Terroranschlägen in Großbritannien ist nach Ansicht der Pilotenvereinigung "Cockpit" ein Beleg für das hohe Sicherheitsniveau im Luftverkehr. "Man sieht, dass alle erlassenen Maßnahmen greifen. Uns sind derzeit keine eklatanten Missstände bekannt" sagte der Sprecher der Vereinigung, Markus Kirschneck, gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Kirschneck, Großbritannien ist nur knapp einem verheerenden Terroranschlag entgangen. Welche Konsequenzen wird dies für den Luftverkehr haben? Kirschneck: Offenbar haben die Sicherheitsmaßnahmen funktioniert. Das ist für uns ein Beleg für das hohe Sicherheitsniveau, das im Luftverkehr inzwischen herrscht. Der nächste Schritt wäre eigentlich nur noch, mit dem Fliegen ganz aufzuhören. Und das ist weder in unserem Sinne noch in dem der Passagiere. Also: So lange die Bedrohung existiert, werden wir mit der Gefahr leben und damit rechnen müssen, dass es wie gestern zu chaotischen Verhältnissen auf den Flughäfen kommen kann. Rechnen Sie mit einem grundsätzlichen Verbot von Handgepäck, von Laptops oder Handys an Bord der Maschinen?Kirschneck: Man kann alles verbieten und verändern. Ich glaube aber, dass man dem Terror in die Hände spielt, wenn man alle seine Freiheitsgrade bereitwillig aufgibt, nur um immer mehr Sicherheit zu haben. Es gibt ein gewisses Grundrisiko. Das ist einfach vorhanden. Ich bin durchaus bereit, auf dem hohen Sicherheitsniveau, auf dem wir uns jetzt schon befinden, auch dieses Risiko zu tragen. Trotzdem - gibt es aus Ihrer Sicht Sicherheitslücken?Kirschneck: Das sind Angelegenheiten der Innenministerien und der Terrorspezialisten. Man sieht aber an den gestrigen Ereignissen, dass alle erlassenen Maßnahmen greifen. Uns sind derzeit keine eklatanten Missstände bekannt. Bevor man über weitere Maßnahmen nachdenkt, sollte man auch erst einmal abwarten, wie sich das gerade erst erlassene Luftsicherheitsgesetz und all die neuen Sicherheitsvorkehrungen weiterhin bewähren. Manche Verfahren sind ja jetzt schon überspitzt. Welche meinen Sie?Kirschneck: Uns geht es um die Zuverlässigkeitsüberprüfung von Piloten und fliegendem Personal. Von Menschen also, die eindeutig nachgewiesen haben, dass sie über einen absolut einwandfreien fliegerischen Lebenslauf verfügen. Sie müssen nun jährlich nachweisen, dass sie auch sonst gesetzestreue Bürger sind, um weiterhin ihre Arbeit ausüben zu dürfen. Das ist unserer Meinung nach deutlich überzogen. Aber auch diese Maßnahme haben wir mitgetragen und gesagt, man muss vernünftig damit umgehen, um ein höchstmögliches Maß an Sicherheit zu garantieren. d Das Interview führte unser Korrespondent Hagen Strauß.

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