Marx-Nachfolger: Einer kennt ihn schon

Drei Tage lang war der päpstliche Gesandte, Jean-Claude Périsset, zu Gast im Bistum Trier. Ob er die Namensliste mit den möglichen Nachfolgern von Bischof Reinhard Marx dabei hatte, ließ der Nuntius offen. Sicher ist indes: Das Domkapitel hat noch nicht gewählt.

 Der päpstliche Nuntius Jean-Claude Périsset (Mitte) mit Diözesan-Administrator Robert Brahm (links) und Abt Ignatius Maaß am Grab des Apostels Matthias in der Krypta der Trierer Benediktinerabtei. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Der päpstliche Nuntius Jean-Claude Périsset (Mitte) mit Diözesan-Administrator Robert Brahm (links) und Abt Ignatius Maaß am Grab des Apostels Matthias in der Krypta der Trierer Benediktinerabtei. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Trier. Jean-Claude Périsset wäre ein guter Politiker geworden. Auf die dem Erzbischof erwartungsgemäß als Erstes gestellte Frage, ob er die Dreierliste des Papstes im Gepäck und sie womöglich sogar schon Dompropst Werner Rössel übergeben habe, holt der 69-jährige katholische Priester weit aus. Périsset erzählt von dem komplizierten und langen Verfahren einer Bischofswahl, erläutert das Preußische Konkordat und berichtet, dass seine Berliner Nuntiatur ja derzeit mit einigen Bischofs- und WeihbischofsErnennungen befasst sei. Und dann sei da noch Rom, wo bekanntlich alles seine Zeit brauche: "Roma aeterna", das ewige Rom, sagt Périsset und lächelt dabei milde. Und etwas verschmitzt. Denn natürlich weiß er, dass er in den vergangenen Minuten zwar viel erzählt, aber nichts gesagt hat. Zumindest hat der päpstliche Nuntius die entscheidende Frage nach der Terna, der Liste mit den drei Namen, nicht beantwortet.

Also noch ein Versuch: "Auf Ihrem Besuchsprogramm steht am Sonntag auch ein Treffen mit dem Trierer Domkapitel, das den neuen Bischof wählt. Werden Sie die Liste bei dieser Gelegenheit übergeben?"

Wieder lächelt Périsset milde: "Das überlasse ich Ihrer Phantasie", antwortet er, und da muss auch der neben ihm sitzende Diözesan-Administrator (Interims-Bischof) Robert Brahm schmunzeln. Was wäre schließlich die Suche nach einem neuen Bischof für Deutschlands älteste Diözese ohne die ganze Geheimniskrämerei?

Immerhin: Ein wenig lässt sich der Diplomat in Diensten von Papst Benedikt XVI. dann doch in die Karten schauen: "Gott kennt den zukünftigen Bischof schon. Wir noch nicht", sagt Jean-Claude Périsset. Eine Aussage, die immerhin auf eines schließen lässt: Die 14 Trie rer Domkapitulare haben über den zukünftigen Bischof bislang noch nicht abgestimmt. Sonst würden zumindest Domkapitular Robert Brahm und wahrscheinlich auch der Nuntius das Ergebnis kennen.

Ganz so lang, wie der Nuntius unter Verweis auf "das ewige Rom" andeutete, kann es allerdings nicht mehr sein bis zur entscheidenden, streng geheimen Abstimmung im Domkapitel. Denn auch die letzten Neubesetzungen in den Nachbar-Bistümern Limburg und Speyer gingen - zumindest für katholische Verhältnisse - zügig über die Bühne. Nach neun beziehungsweise zehn Monaten waren dort die Nachfolger der Alt-Bischöfe ernannt. Der Trie rer Bischofs-Stuhl ist jetzt seit einem halben Jahr verwaist.

"Zeitlich gesehen ist die Neubesetzung mit einer Geburt vergleichbar", sagt ein Kirchen-Insider, "es dauert neun Monate, bis ein Kind zur Welt kommt." Es gebe allerdings auch Spät- und Frühgeburten. Will heißen: Läuft alles nach Plan, wird der "neue Marx" im November bekannt gegeben. Es könnte aber auch im Oktober sein oder erst im Dezember.

Die Einführung des 103. Trie rer Bischofs wird allemal erst 2009 sein. Spätestens vier Monate nach seiner Ernennung durch den Papst muss der Marx-Nachfolger sein Amt antreten.

Apropos Trierer Bischöfe: Bei seiner dreitägigen Visite im Bistum besuchte Nuntius Jean-Claude Périsset am Samstagnachmittag auch die Krypta der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias.

An den Gräbern der beiden Gründer-Bischöfe Eucharius und Valerius betete Périsset gemeinsam mit Diözesan-Administrator Robert Brahm, Abt Ignatius Maaß und Bischofskaplan Frank Kleinjohann für den neuen Bischof, der "an die Tradition seiner Vorgänger anknüpfen" möge.

Weitere Stationen des Bistums-Besuchs von Jean-Claude Périsset waren das Brüderkrankenhaus, der Dom, das Rathaus und Oberwesel (Rhein-Hunsrück-Kreis).

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