Maulkorb für "Aids-Priester"

Rückschlag für den aus Bitburg stammenden "Aids-Priester" Stefan Hippler. Die Deutsche Bischofskonferenz hat dem seit einem Jahrzehnt in Südafrika tätigen katholischen Geistlichen offenbar eine Lese-Reise untersagt. Hippler hatte in einem Buch den Papst zur Freigabe von Kondomen aufgefordert.

 Stefan Hippler. Foto: TV-Archiv

Stefan Hippler. Foto: TV-Archiv

Trier/Kapstadt. "Ich bin Optimist. Jemand, der hofft, gegen alle Hoffnungslosigkeit." Das sagte Stefan Hippler vor vier Monaten in einem Interview mit unserer Zeitung, als er nach möglichen Reaktionen auf sein gerade erschienenes Buch "Gott. Aids. Afrika." gefragt wurde. In dem Buch fordert der 47-jährige gebürtige Eifeler die katholische Kirche auf, den Gebrauch von Kondomen endlich zu erlauben, um die Verbreitung der Immunschwächekrankheit Aids zu stoppen.Hippler weiß, wovon er schreibt. Der streitbare Geistliche kümmert sich in Südafrika seit Jahren um HIV-infizierte Kinder. Das von ihm in Kapstadt mit ins Leben gerufene Hilfs- und Betreuungs-Projekt "Hope" (Hoffnung) hat weltweit Beachtung gefunden. Nelson Mandela war schon dort, Joschka Fischer ebenfalls und Ende letzten Jahres auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie alle lobten das Engagement Hipplers, der seit elf Jahren die deutschsprachige katholische Gemeinde am Kap betreut.Dass Hippler mit seinem Buch und den darin vertretenen Thesen seinen von jeher gegen Kondome zu Feld ziehenden Arbeitgeber provozieren würde, war klar und auch beabsichtigt. Um sicherzugehen, dass der Papst als Hauptadressat das Buch auch liest, schickte Hippler Benedikt XVI. ein persönliches Exemplar, dessen Eingang das vatikanische Staatssekretariat auch bestätigt habe, wie auf der Internet-Seite der Hilfsorganisation zu lesen ist.Das von Hippler gemeinsam mit dem "Zeit"-Afrika-Korrespondenten Bartholomäus Grill verfasste Buch hinterließ bei den Kirchenoberen offenbar einen nachhaltigen Eindruck. Jedenfalls wurde unlängst eine für April angesetzte Lese-Reise Hipplers durch mehrere deutsche und österreichische Städte abgesagt - laut Hipplers Verlag "Kiepenheuer & Witsch" auf Druck der Deutschen Bischofskonferenz. Deren Sprecherin wollte am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellungnahme zu dem angeblichen "Maulkorb-Erlass" abgeben. Unisono äußerte sich gestern auch ein Sprecher des scheidenden Trierer Bischofs Reinhard Marx, dem Hippler formell unterstellt ist. Droht Hippler die Strafversetzung?

Auch Stefan Hippler selbst schweigt derzeit. "Kein Kommentar", schrieb der bislang nicht auf den Mund gefallene 47-Jährige dem TV per E-Mail. Ein Sätzchen in Sachen "Maulkorb-Erlass" findet sich zumindest auf der "Hope"-Internet-Seite: "Trotz der zahlreichen positiven Rückmeldungen wird es nach einem Gespräch zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und Pfarrer Stefan Hippler keine weiteren Lesungen 2008 geben", heißt es dort. So kann derzeit nur spekuliert werden, was dem eigentlich noch bis 2009 nach Südafrika abgeordneten Trie rer Bistumspriester Stefan Hippler wohl drohen könnte, wenn er sich nicht an den von oben verordneten Maulkorb-Erlass hält - die Straf-Versetzung. Keine guten Aussichten für einen vormals unerschütterlichen Optimisten.

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