Mini-Computer im Klassenzimmer

Trier · Das Land "schenkt" ausgewählten Grundschulen Tablets. Doch nicht alle sind begeistert davon.

 Schüler arbeiten in einer Schule in Niedersachsen am Tablet. In deutschen Klassenzimmern wird immer öfter mit solchen Mini-Computern gelernt. Foto: dpa

Schüler arbeiten in einer Schule in Niedersachsen am Tablet. In deutschen Klassenzimmern wird immer öfter mit solchen Mini-Computern gelernt. Foto: dpa

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Trier Das Land schreibe den Schulen nicht vor, welche Computer mit welchen Betriebssystemen sie anschaffen sollen, sagt Henning Henn, Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums. Anders sehe es jedoch bei den Geräten aus, die das Land selbst "zur Unterstützung der schulischen Ausstattung" anschaffe und den Schulen zur Verfügung stelle. Etwa im Rahmen des Projektes Medienkompetenz macht Schule für Grundschulen. Für die zur Verfügung gestellten Tablets würden Rahmenverträge des Landes greifen und ausschließlich iPads der Marke Apple eingesetzt. Die darauf installierte Software IOS biete Vorteile für die betreuenden Lehrer, weil Geräte mit diesem System einfacher technisch zu verwalten seien. "Auch die intuitive Bedienbarkeit erleichtert den produktiven pädagogischen Einsatz für die Lehrkräfte genauso wie für die Lernenden", wirbt der Ministeriumssprecher für den Apple-Einsatz.
Christian Gerteis sieht das jedoch anders. Das Programm mit dem die Netzwerke in rheinland-pfälzischen Schulen verwaltet werden, basiere auf dem Betriebssystem Windows des Unternehmens Microsoft, erklärt der Bezirksvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW. Eine Einbindung von Apple-Geräten sei dabei nicht vorgesehen. "Somit", so Gerteis, "wird an den Möglichkeiten von Schulen vorbeigeplant." Und noch einen Nachteil sieht der Gewerkschafter in dieser Art des Sponsorings. Apple-Produkte gehörten zu den hochpreisigen Produkten, Schüler hätten allerdings zu Hause oftmals günstige Geräte anderer Hersteller. Das bedeute für sie dann, für die Schülerinnen und Schüler, dass sie mit den Apple-Geräten "nicht für ihren Alltag lernen, sondern für die Schule".
Martina Schmerr, Mitglied des GEW-Bundesvorstands, kritisiert, dass, wenn sich Schulen über Jahre an einen bestimmen Anbieter binden, damit die Kaufentscheidungen von Schülern unter Umständen stark beeinflusst würden. "Das heißt, derjenige, der den Fuß in die Schultür bekommt, gewinnt die Kunden von morgen. Das muss im Schulbereich zumindest kritisch gesehen werden", sagte Schmerr vor einigen Monaten der Zeitschrift Medien und Erziehung (Merz). Eine Schule, die sich auf die Produkte eines Sponsors festlege, lege sich damit auch auf dessen Angebot etwa bei den zugehörigen Zusatzangeboten wie etwa Apps fest. Teilweise werde auch versucht, so die Daten von Schülern und Lehrern zu sammeln, um "sie als Kunden besser durchleuchten zu können".
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) ist jedoch von dem Einsatz der Minicomputer, die ein bisschen größer sind als moderne Handys, überzeugt: "Die Arbeit mit Tablet-Computern etwa erfährt eine hohe Akzeptanz bei Lehrkräften, Eltern und den Schülern."
Die Einsatzmöglichkeiten seien vielfältig und reichten von der spielerischen Heranführung ans Programmieren bis zum Erstellen von multimedialen Bilderbüchern mit dem Tablet. Außerdem so Hubig bei der Ankündigung des Programms für die Grundschulen gehe es ja nicht nur um die technische Ausstattung, sondern auch um die Erarbeitung von Medienkonzepten. "Kinder sind bereits sehr früh mit der digitalen Welt konfrontiert. Das bietet Chancen aber auch Risiken." Die Schule müsse deshalb schon früh Kompetenzen vermitteln und "eine kindgerechte theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen".Extra: MEDIENKOMPETENZ MACHT SCHULE


Das Landesprogramm besteht nach Angaben des Bildungsministeriums seit 2007. Im Mittelpunkt stehe eine Förderung der Medienkompetenz von Lehrern, Schülern und Eltern. Mit über 22 Millionen Euro seien seither 580 weiterführende Schulen mit 13 000 Notebooks und Tablets sowie 1500 interaktiven Tafeln (Whiteboards) ausgestattet worden.

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