Ministerin macht Betroffenen Mut

MS - Multiple Sklerose, eine heimtückische Nervenkrankheit. Über 5000 Menschen im Land leiden daran, auch Sozialministerin Malu Dreyer. Sie geht ganz offen mit der Erkrankung um.

 Sie geht offen mit ihrer Erkrankung um und macht damit anderen Menschen Mut: Malu Dreyer. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Sie geht offen mit ihrer Erkrankung um und macht damit anderen Menschen Mut: Malu Dreyer. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Trier. Die hölzerne Rollstuhlrampe an der Eingangsstufe zum Multikulturellen Zentrum in Trier irritiert zunächst. Die Mainzer Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) hat in das Begegnungszentrum zur Pressekonferenz eingeladen, sie will über den Festakt zum 20-jährigen Bestehen der Multiple-Sklerose- Selbsthilfegruppe Bernkastel-Wittlich am kommenden Samstag in der Synagoge Wittlich sprechen. Dreyer ist Schirmherrin der Veranstaltung. Sie leidet selbst seit über 15 Jahren an der heimtückischen Nervenkrankheit. Im vergangenen Jahr ging die Frau des Trierer Oberbürgermeisters damit an die Öffentlichkeit.

Ministerin redet offen über ihre Krankheit

Sie sei froh, dass sie zu allen Veranstaltungen, zu denen sie eingeladen werde, mittlerweile stufenlos reinkomme. Seit Jahren kämpft sie für die Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden - wie man jetzt weiß, auch aus tiefster Überzeugung.

Dreyer redet offen über ihre Krankheit. Sie sei nicht schwer krank, nur das Laufen falle ihr eben schwer. Sie will auch nicht anders behandelt werden als andere MS-Kranke. Einen Prominenten-Bonus lehnt sie ab.

Es habe ihr nicht geschadet, dass sie im Oktober mitgeteilt habe, dass sie MS habe. Sie habe viel Post danach erhalten, darin sei sie für ihren Mut gelobt worden, die Leute hätten zum Teil sehr einfühlsame Briefe geschrieben. Das habe ihr gut getan, denn es sei nicht einfach, mit so persönlichen Dingen an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch seitdem gingen viele Menschen viel offener mit ihr um. Immer wieder werde sie auf die Krankheit angesprochen. Das sei auch gut so, sagt die Ministerin.

Sicherlich hat ihr Bekenntnis auch dazu beigetragen, das Bild der bei vielen noch unbekannten Krankheit in der Öffentlichkeit etwas zu wandeln. Malu Dreyer ist seit Jahren Schirmherrin des Landesverbands der MS-Gesellschaft. Auch Veranstaltungen wie die am Samstag in Wittlich und den anschließenden MS-Tag im Bürgerhaus Minderlittgen (Kreis Bernkastel-Wittlich), zu der zahlreiche Selbsthilfe-Gruppen und Betroffene kommen werden, unterstützt sie, um anderen Mut zu machen. "Jeder MS-Kranke ist damit konfrontiert, einen eigenen Weg zu finden, mit der Erkrankung umzugehen", schreibt Dreyer im Grußwort für die Bernkastel-Wittlicher Selbsthilfegruppe. Sie hat offenbar ihren Weg gefunden. Immer wieder stellt sie das Engagement der Selbsthilfe-Gruppen heraus.

Rund 5000 Menschen leiden in Rheinland-Pfalz an der Nervenkrankheit, einer chronischen Entzündung des Nervensystems. Deutschlandweit wird die Zahl der Betroffenen auf 100 000 geschätzt. Bei ihnen werden Nervenimpulse nicht mehr richtig weitergeleitet. Das kann zu Muskellähmungen führen oder auch zu Seh-, Sprech oder Gleichgewichtsstörungen.

Die Krankheit verläuft schleichend

Das Krankheitsbild ist bei jedem verschieden. Es gibt Betroffene, die können ganz normal weiter arbeiten. Bei anderen verläuft die Krankheit schleichend.

Dreyer gibt sich optimistisch, wesentlich verschlimmert hat sich ihr Zustand jedenfalls nicht. Sie sei "leidenschaftlich motiviert" und sehr positiv eingestellt. Ihre Arbeit leide auf jeden Fall nicht unter ihrer Erkrankung, versichert sie, die 2002 als Sozialministerin ins Kabinett von Ministerpräsident Beck berufen worden ist. Die Lebensqualität müsse stimmen. Und das sei bei ihr der Fall, bis auf die Probleme beim Laufen gehe es ihr gut. Und wenn sie das sagt, glaubt man ihr das, nimmt ihr den Optimismus ab, den sie dabei ausstrahlt.

Und falls die Krankheit bei ihr dann doch irgendwann mal schlimmer werde und sie in den Rollstuhl müsse, dann sei das auch kein Hindernis, sagt Dreyer lächelnd und verweist auf Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Bei ihm sei seine Behinderung auch kein Hindernis. Sie hoffe aber, dass sie durch die richtige Behandlung auf den Rollstuhl verzichten könne.

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