Mit Trillerpfeife, Fahne und Kaffee für mehr Lohn

Die Mülltüten blieben in Trier auf der Straße liegen, Pendler mussten bei der Busfahrt viel Zeit mitbringen - etwa 600 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus der Region legten gestern ihre Arbeit nieder.

 „Wir sind sauer!“ Mit Trillerpfeifen machten die Streikenden ihrem Ärger auf dem Kornmarkt lautstark Luft. TV-Foto: Friedemann Vetter

„Wir sind sauer!“ Mit Trillerpfeifen machten die Streikenden ihrem Ärger auf dem Kornmarkt lautstark Luft. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Die rot-weiße Verdi-Fahne in der einen Hand, eine dampfende Tasse Kaffee gegen die Kälte in der anderen: Wer sich gestern ab neun Uhr zum Warnstreik im öffentlichen Dienst auf dem Kornmarkt einfindet, hat mit den frostigen Temperaturen zu kämpfen. Und dennoch: Die von der Gewerkschaft Verdi erwartete Zahl von 350 Streikenden wird in Trier weit übertroffen. Etwa 600 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind dem Aufruf zur Arbeitsniederlegung gefolgt und tauchen den Kornmarkt in ein rot-weißes Farbenmeer: Rote Kappen und T-Shirts, dazu weiß-rote Fahnen und Transparente dominieren die Szenerie. "Es kann nicht sein, dass Arbeiter morgens um vier Uhr aufstehen müssen und für 1100 Euro schaffen gehen", begründet Helmut Ritschdorf vom Reinigungsamt sein Kommen, "für das Geld bleiben andere den ganzen Monat im Bett liegen."Mit Trillerpfeifen, Tröten und Rasseln machen die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe, von der Müllabfuhr, der Straßenreinigung, der Stadtverwaltung und von den Stadtwerken, Hausmeister der Schulen sowie zahlreiche Erzieherinnen von Kindergärten ihrem Unmut Luft. Zu ihnen gesellen sich auch rund 80 streikerfahrene Arbeitnehmer aus dem Einzelhandel: Sie befinden sich bereits seit zehn Monaten im Tarifstreit mit ihren Arbeitgebern. Auch aus Traben-Trarbach, Wittlich und Bitburg sind Streikende zum Kornmarkt gefahren. Mit einer Abordnung von Erzieherinnen aus Thalfang nimmt Sandra Pfeiffer von der Kindertagesstätte Berglicht an der Kundgebung teil: "Ich möchte, dass unsere Arbeit mehr honoriert wird", sagt sie, "Erzieherinnen sind nicht nur Basteltanten!"Welle der Sympathie für Streikende

Die Eltern aus ihrer Kita hätten für den Streik Verständnis gezeigt - auch auf dem Kornmarkt schlägt den Streikenden eine Welle der Sympathie entgegen. "Der Streik ist gerechtfertigt", findet Wolfgang Mitschke, "die Forderungen sind nicht überzogen." Ähnlich bewertet Arn Przygodda den Warnstreik: "Es ist das gute Recht, dass die Leute auf die Straße gehen. Wenn das jetzt aber drei Wochen so gehen würde, dann hätte ich dafür kein Verständnis mehr." Der ein oder andere Arbeitgeber käme dann auch wohl in arge Bedrängnis: Beim Busverkehr läuft es am Mittwochmorgen zwar einigermaßen glimpflich ab - dennoch sind die Personal-Engpässe zwischenzeitlich so groß, dass sogar der Betriebsleiter der SWT Stadtwerke Trier Verkehrs-GmbH, Frank Birkhäuer, höchstpersönlich die Fragen der Pendler an der Streik-Hotline beantwortetet. 27 Busse statt der üblichen 70 Busse befördern Schüler und Pendler. "Wir haben das im Griff", zeigt sich SWT-Fahrmeister Ernst Nürnberg am Hauptbahnhof zufrieden. Verspätungen hätten die meisten Fahrgäste eingeplant. Weniger gerechnet hatten die meisten Trierer aber damit, dass am Mittwoch ihr Müll vor der Tür liegen bleibt: Auch beim Zweckverband Abfallwirtschaft (ART) wird gestreikt. Alle Abfälle, die gestern hätten abgeholt werden müssen, sollen nun am Samstagmorgen eingesammelt werden, versichert ART-Geschäftsführer Max Monzel.

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