Mobbing von Anwärtern: Aus für Kölner SEK-Einheit nach Schikane-Skandal

Köln · Bei einer Spezialeinheit sollen Polizisten SEK-Anwärter bei Aufnahmeritualen gedemütigt haben. Der Polizeipräsident zieht Konsequenzen und löst das Kommando auf. Die Polizei-Gewerkschaft spricht von Vorverurteilung.

Nach Mobbingvorwürfen aus den eigenen Reihen wird ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Kölner Polizei aufgelöst. Die Entscheidung sei getroffen worden, um „frühestmöglich die Weichen für einen Neuaufbau zu stellen und das SEK in vollem Umfang wieder handlungsfähig zu machen“, teilte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers am Dienstag mit. Den Polizisten war vorgeworfen worden, zwei ihrer Kollegen bei sogenannten Aufnahmeritualen gedemütigt und erniedrigt zu haben.

Zuvor hatte der „Express“ von der Auflösung des 3. Kommandos der Kölner Spezialeinheiten berichtet. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, Arnold Plickert, bezeichnete diesen Schritt bei „RP-Online“ als Vorverurteilung.

Die Auflösung betrifft neun Beamte: Vier müssen das SEK verlassen - sie werden innerhalb der Kölner Polizei versetzt. Den fünf anderen Beamten wurde in Absprache mit dem NRW-Innenministerium angeboten, sich einem SEK außerhalb Kölns anzuschließen. Für ihre Entscheidung sei den Betroffenen eine Bedenkzeit eingeräumt worden, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums mit, ohne nähere Details zu nennen.

Durch einen SEK-Anwärter waren Rituale des Spezialeinsatzkommandos ans Licht gekommen. Nach einem Bericht des NRW-Innenministeriums mussten zwei Neue im Indianerkostüm körperlich anstrengende Übungen über sich ergehen lassen, auf dem Boden kniend eine ekelerregende Eismischung essen, oder sich eine Tauchermaske überziehen lassen, in deren Schlauch Alkohol gefüllt wurde.

Die Nachwuchskräfte hätten sich jedoch freiwillig an den Aktion beteiligt, weswegen die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen einstellte. Weil darüber hinaus die disziplinarischen Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien, hält NRW-GdP-Chef Plickert die Auflösung zum jetzigen Zeitpunkt für „unangemessen“, sagte er „RP-Online“.

Unabhängig von dem Fall laufen Ermittlungen der Aachener Staatsanwaltschaft, weil an einem umstrittenen Fotoshooting auf der Spitze einer Kölner Brücke andere SEK-Beamte der Domstadt beteiligt gewesen sein sollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort