Muskelspiele auf politischer Bühne

Los Angeles . Es ist das am schlechtesten gehütete Geheimnis Kaliforniens: Muskelmann Arnold Schwarzenegger möchte den Gouverneur des US-Bundesstaates ablösen.

Mit "Terminator 3" kommt am 2. Juli eine weitere Folge des Erfolgs-Prügeldramas in die amerikanischen Kinos, die Hollywood-Star Arnold Schwarzeneggers Millionen-Kontostand noch ausbauen wird. Doch Geld ist für den eingewanderten Muskelmann aus der Steiermark, dessen österreichischen Akzent viele Amerikaner einfach "cute" (niedlich) finden, längst nicht mehr die Triebfeder. Kaum war der Film abgedreht, ließ sich Schwarzenegger - meist in eleganten Zwirn gekleidet - immer öfter auf Parteiveranstaltungen der Republikaner sehen. Seine Absicht ist in Kalifornien längst das am schlechtesten gehütete Geheimnis: Den unbeliebten demokratischen Gouverneur Gray Davis noch in diesem Jahr ablösen und dann als Bundesstaats-Oberhaupt die politischen Muskeln spielen lassen. "Er hat eine Aura, die in unsere Zeit passt"

Die Chancen dafür stehen gut. Denn jene Bürger, die eine Initiative zur vorzeitigen Amtsablösung von Davis gestartet haben, konnten bereits 800 000 der 897 000 insgesamt für die Ansetzung einer Sonderwahl erforderlichen Kalifornier auf ihre Seite bringen. Der Rest der Stimmen soll bis September gewonnen werden. Das dürfte nicht schwer fallen, denn mit dem sonnigen Westküstenstaat ging es in den letzten sechs Monaten rapide bergab. Das Defizit Kaliforniens nähert sich einer historischen Rekordmarke von 40 Milliarden Dollar, in der Gesetzgebungskammer blockieren sich Republikaner und Demokraten gegenseitig, und Finanzexperten an der Wall Street reduzierten die Kreditwürdigkeit der kalifornischen Staatsbehörden jetzt auf "junk", was sich nicht anders als mit "Abfall" übersetzen lässt. Ob Arnold da - wie so oft in seinen Filmen - der Retter in der Not sein kann? Umfragen zeigen, dass er nicht nur beim männlichen Wahl-Publikum durchaus gute Aussichten haben würde. Zwar gibt es immer noch, derzeit gerne verbreitet von Demokraten, Gerüchte über gelegentliche Ausrutscher gegenüber attraktiven Schauspiel-Kolleginnen. Doch seit die "steirische Eiche" stets treuherzig jedem Reporter versichert, er müsse vor einer Kandidatur natürlich erst seine Frau Maria Shriver - sie stammt aus dem Hause Kennedy - fragen, hat ihm dieses Kokettieren viele Pluspunkte eingebracht. Politisch könnte sich Schwarzenegger, obwohl seit langem Republikaner, durchaus auch das Wohlwollen einiger Anhänger der demokratischen Partei sichern. Denn er gilt in einigen Fragen als Liberaler und unterstützt nicht nur das Recht auf Abtreibung, sondern tritt auch für die Belange von Homosexuellen ein. Im letzen Jahr verzeichnete er zudem bereits einen großen Erfolg, als seine politische Initiative, die Schulen des Bundesstaates zu Nachmittags-Programmen für Schüler nach dem Unterricht zu verpflichten, in Kalifornien mit breiter Mehrheit angenommen wurde. Hinzu kommt der Status des "Terminators" als Hollywood-Star. "Er hat eine Aura, die in unsere Zeit passt", sagt Bruce Cain, politischer Wissenschaftler an der Universität Berkeley. Schließlich säße ja auch mit George W. Bush ein glühender Verfechter Reaganscher Politik im Weißen Haus. Während bei einer erfolgreichen Gouverneurs-Kandidatur Schwarzenegger der weitere Weg ins Weiße Haus versperrt wäre, weil nur im Inland geborene Amerikaner Präsident werden können, so muss der Film-Held nun Konkurrenz in letzter Minute befürchten: In Washington munkelt man seit einigen Tagen, dass Bushs Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice Ambitionen auf den Posten in Kalifornien hege. Doch im Weißen Haus würde man sie ausgesprochen ungern scheiden sehen. So dürfte am Ende der US-Präsident, an dessen Seite sich Schwarzenegger so gerne fotografieren lässt, über die politische Zukunft des Schauspielers ein gewichtiges Wort mitreden.

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