Nach oben geht es schneller

TRIER. Viele Verbraucher ballen die Faust in der Tasche: Sie müssen immer mehr für Gas und Strom ausgeben. Warum die Preise aber steigen, können die Versorger nicht wirklich erklären.

Das Wort Preiserhöhung nimmt man bei den Energieversorgern nicht in den Mund. "Preisanpassung" klingt doch viel besser, zumindest kommt der gemeine Kunde nicht direkt darauf, dass es für ihn teurer wird. Preisanpassung klingt auch eher danach, als habe man keine andere Wahl mehr, die gestiegenen Kosten weiter zu geben. Auch bei den Stadtwerken Trier (SWT) bemüht man sich bei der Vorstellung der neuen Gaspreise, nicht von einer Preiserhöhung zu sprechen. Die meisten Versorger hätten ihre Preise bereits im April "angepasst". "Auch wir kommen jetzt nicht umhin, die gestiegenen Bezugskosten zum Teil an unsere Kunden weiter zu geben", heißt es in einer Pressemitteilung. Die "Schmerzgrenze" sei erreicht, man könne nicht länger auf den höheren Kosten für den Gaseinkauf sitzen bleiben, begründet Vertriebsleiter Franz-Josef Krempchen den Schritt. Und SWT-Chef Olaf Hornfeck macht gleich auch klar, dass man versuchen werde, weitere Preissteigerungen solange wie möglich hinauszuzögern, notfalls durch Sparmaßnahmen im eigenen Unternehmen. Die Stadtwerke bauen derzeit ohnehin Personal ab. Gern verweisen die Energieversorger genau wie die Mineralölkonzerne, auch darauf, dass sie eigentlich nur für einen Teil der Preise verantwortlich seien, den Rest kassiere der Staat. So betrage auch beim Erdgas der Anteil der Steuern und Abgaben immerhin 25 Prozent. Die Gaspreise sind in Deutschland in diesem Jahr schon zwei Mal gestiegen. Zahlreiche Unternehmen, wie die Trierer Stadtwerke, hatten Anfang des Jahres und im April die Preise zum Teil kräftig angehoben. Daraufhin wurde unter anderem auch die rheinland-pfälzische Landeskartellbehörde aktiv. Wegen des Verdachts überhöhter Preise wurden Verfahren gegen acht regionale Gasversorger eingeleitet, um sie zu Preissenkungen zu zwingen. Sie sollen bis zu 19 Prozent mehr von den Kunden verlangt haben als üblich. Begründet werden die Preissteigerungen beim Gas mit höheren Ölpreisen. Zumindest nach oben funktioniert diese Preisbindung. Denn kaum steigen die Ölpreise, klettern kurz darauf auch die Gaspreise. Nur bei fallenden Ölpreisen warten die Versorger erst Mal ab, wie sich die Lage entwickelt. Oft lohnt sich das Spekulieren, denn bereits nach kurzer Zeit steigen die Ölpreise wieder, so dass die Gaspreise wieder "angepasst" werden und Gaskunden von kurzfristigen Preisschwankungen kaum etwas mit bekommen. Anders als Besitzer einer Öl-Heizung. Sie können kurzfristig auf Preissenkungen reagieren und ihre Tanks füllen. Daher glaubt Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher, dass Öl deutlich günstiger ist als Gas. Im Schnitt sei Heizöl im vergangenen Jahr zwischen 20 und 30 Prozent billiger gewesen als Erdgas. Doch schon bald könnte es mit der Preistreiberei bei den Strom- und Gaspreisen vorbei sein. Ab Juli müssen sich die 1700 Gas- und Stromversorger auf einen härteren Wettbewerb einstellen. Durch das neue Energiewirtschaftsgesetz müssen die Konzerne ihre Netze auch für Konkurrenten öffnen und dürfen dafür keine überhöhten Preise mehr verlangen. Verbraucherschützer sind skeptisch.

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