Negativrekord: Viele Gläubige kehren der katholischen Kirche den Rücken

Trier · Schmerzliche Zahlen: Rund 179.000 Menschen sind im vorigen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten, im Jahr zuvor waren es gut 118.000. Kardinal Reinhard Marx spricht von einem "Weckruf". Georg Bätzing, Generalvikar des Bistums Trier: "Sie sagen uns damit: Die Arbeit, die Ihr tut, ist uns kein Geld mehr wert."

Am Freitag gab die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ihre jährlichen Zahlen heraus: Nach einem mehrjährigen rückläufigen Trend sind die Kirchenaustritte in der katholische Kirche in Deutschland wieder rasant gestiegen. Während sich 2012 rund 118.000 Menschen von der Institution abwendeten, ist die Zahl der Kirchenaustritte 2013 auf fast 179.000 nach oben geschnellt. Es ist der zweitschlechteste Wert überhaupt in Deutschland: Mehr Menschen traten nur 1990 nach der Wende aus (192.000).

Der DBK-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, erklärte die "schmerzlichen" Zahlen. "Das zweite Halbjahr 2013 hat offensichtlich zu einem Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust geführt." Es war der Höhepunkt der Affäre um den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst.

Als weiteren Grund für die verheerende Statistik nennt Marx: "Die Menschen sind frei, sichfür oder gegen die Zugehörigkeit zur Kirche zu entscheiden - und sie tun das auch." Die aktuelle Statistik sei ein "hilfreicher Weckruf".

Im Bistum Trier haben sich an die 3200 Menschen mehr als im Vorjahr (5400 Austritte) von der katholischen Kirche abgewendet (der TV berichtete). "Das tut richtig weh", so Generalvikar Georg Bätzing. "Sie sagen uns damit: Die Arbeit, die Ihr tut, ist uns kein Geld mehr wert." Insgesamt seien es vor allem Menschen um die 50 herum, die aus der Kirche austreten - sowie Menschen am Beginn ihrer beruflichen Karriere.

Beim Versuch, die Ursachen zu verstehen, nehmen sowohl Bätzing als auch Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrats im Bistum Trier, die Limburger Affäre in den Blick.

2013 waren 24,17 Millionen Menschen in Deutschland katholisch. Das entspricht 29,9 Prozent der Bevölkerung. Im Jahr davor waren es noch 24,3 Millionen Katholiken gewesen (30,3 Prozent).

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