Neue Strategie im alten Europa

WASHINGTON. US-Präsident George W. Bush will heute der Öffentlichkeit die neue Auslands-Militärstrategie vorstellen: Alles deutet darauf hin, dass der US-Truppenabzug vor allem Deutschland trifft.

US-Präsident George W. Bush will heute in einer Rede vor Veteranen in Cincinnati (Bundesstaat Ohio) einen massiven Truppenabzug aus Westeuropa und Asien bekannt geben. Zwischen 70 000 und 100 000 US-Soldaten, so berichteten am Wochenende amerikanische Medien, sollen dabei langfristig aus Übersee in die Heimat zurückkehren. Am stärksten wird dabei Deutschland betroffen sein. US-Regierungsmitarbeiter bestätigten jetzt frühere Meldungen, dass ein Großteil der noch in Deutschland stationierten derzeit 70 000 Soldaten abgezogen werden soll, darunter auch die1. US-Panzerdivision. Betroffen sind von der Maßnahme vor allem die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. "Deutschland wird zweifelsohne die größten Umschichtungen sehen", zitierte gestern auch die Nachrichtenagentur Reuters das US-Verteidigungsministerium. Als erster Schritt werden zunächst rund 40 000 GIs abgezogen, doch wie zu erfahren ist, sollen am Ende nur noch rund 10 000 Soldaten in Deutschland verbleiben.Begründung ist der Kampf gegen den Terror

Mitarbeiter des Pentagon hatten bereits zu Beginn dieses Jahres Mitglieder der Bundesregierung von der Absicht zu einschneidenden Veränderungen informiert und dies mit neuen Herausforderungen im Kampf gegen den Terror begründet. Die Rumsfeld-Mitarbeiter haben in der Vergangenheit allerdings auch keinen Hehl aus ihrer Auffassung gemacht, dass Washington künftig "die Truppen vor allem dort haben will, wo die Bürger mit dem einverstanden sind, was wir tun." Gleichzeitig betonte ein Sprecher des Pentagon am Wochenende jedoch, die Truppenveränderungen dürften nicht "als verändertes Bekenntnis zu unseren Freunden und Alliierten" gesehen werden, da eine geringere Zahl an Soldaten in bestimmten Ländern dort durch die Positionierung modernerer Waffensysteme ausgeglichen werden könne. Die neue Strategie der Bush-Regierung sieht vor, künftig vor allem Militärbasen in Osteuropa stärker zu nutzen und dort kleinere, mobilere und schneller einsetzbare Truppenkontingente zu stationieren. Die Umsetzung der Pläne werde "Jahre dauern", so ein Pentagon-Beamter. Unklar ist deshalb derzeit noch, wie sich ein Wahlsieg des Demokraten John F. Kerry auf die Abzugspläne auswirken wird. Kerry hat zwar angekündigt, im Falle eines Erfolges am 2. November "einige US-Truppen" innerhalb von sechs Monaten aus dem Irak zurück zu holen, doch bisher kein Konzept für die künftige Präsenz von US-Truppen im Ausland vorgelegt.

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