Nicht erlernbar wie eine Sprache

TRIER. Wer todkranke Menschen als Hospizhelfer betreut, übernimmt eine schwierige Aufgabe. Ohne Ausbildung und Betreuung der Helfer geht das nicht. In Trier und Umgebung teilen sich mehrere Organisationen diese Aufgabe.

"Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde": So überschreibt der Malteser Hilfsdienst Trier seine Seminarreihe zum Thema Hospiz. Über einen Zeitraum von einem Jahr werden in Kurseinheiten von je zweieinhalb Stunden inklusive einer mehrmonatigen Praxisphase Menschen ausgebildet, die Sterbende auf dem letzten Lebensweg betreuen wollen. Auch die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) bietet eine vergleichbare einjährige Ausbildung an, allerdings in Form von sechs intensiven Wochenend-Seminaren. Seit Anfang der 90er Jahre engagiert sich die KEB auf diesem Sektor, in den letzten Jahren kooperiert man mit dem Hospizverein. "Vernetztes Denken gehört zur Grundlage der Hospizarbeit", sagt Maria Brandau vom Hospizverein. Deshalb gebe es keine Konkurrenz, sondern enge Zusammenarbeit mit den bestehenden Bildungsträgern, die die Sterbebegleiter ausbilden. Menschen, die sich für eine Hospizhelfer-Begleitung entscheiden, bleiben in der Regel auch dabei. "Wer sich entschließt, springt selten ab", lautet die Erfahrung von KEB-Ausbildungsleiter Bernd Schuh. Oft seien es Erfahrungen im privaten Bereich, die zum Engagement motivieren, aber auch ehemalige "Hauptamtliche" aus Pflegeberufen gehörten zum Kreis der Teilnehmer. Die spätere kontinuierliche Betreuung der Helfer übernimmt bei der KEB der Hospizverein. Bei den Maltesern gibt es dagegen eine eigene Gruppe, die sich regelmäßig trifft. Einmal monatlich setzen sich die rund 15 Frauen zwischen 30 und 60 einen Abend lang zusammen, sprechen über ihre Erfahrungen, tauschen Informationen und Gefühle aus. Ab und zu fährt man auch zu einem gemeinsamen Seminar-Wochenende - eine Erfahrung, die die Frauen "auf keinen Fall missen" möchten. Der einzige Mann in der Runde ist Koordinator Oswald Junk. Die weibliche Dominanz zeigt sich auch in den Ritualen, die fast etwas von einer Selbsterfahrungsgruppe haben. In der Mitte brennen stilvoll auf sternförmigen Haltern arrangierte Kerzen, jede Teilnehmerin bekommt Zeit, ihre Befindlichkeit zu schildern, man redet sich generationsübergreifend mit Du an. Ein Stein wandert durch die Runde, wer gerade spricht, hält ihn fest. Dahinter steckt mehr als eine Äußerlichkeit. Die Gruppe und ihre Gewohnheiten bieten Stärkung und Absicherung für eine Aufgabe, die nicht leicht zu bewältigen ist. "Kein Wunder, dass so wenige Männer da sind, bei den unangenehmen Arbeiten müssen sowieso immer die Frauen ran", sagt eine Frau, aber es klingt nicht sarkastisch. Die Aufgabe eines Hospizhelfers sei "nicht erlernbar wie eine Fremdsprache", sagt Oswald Junk. Dennoch gehört bei den Maltesern auch eine Art "Zertifikat" dazu. Wer die Ausbildung absolviert hat, erhält nach einem Abschlussgespräch eine Medaille und eine Bescheinigung. Aber das dürfte in der Regel wohl nicht die entscheidende Motivation für die Hospizhelfer sein. Informationen über die Ausbildung zum Hospizhelfer über die Hotline des Hospizvereins: 0651/44656.

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