Nicht nur mit der Beißzange

Für SPD-Fraktionschef Peter Struck kommt eine Zusammenarbeit mit der Linken im Bund auch nach der nächsten Bundestagswahl nicht infrage. Nicht nur deswegen ist Struck für die Union zurzeit der gefragteste SPDler.

Berlin. Peter Ramsauer, CSU-Landesgruppenchef, legte gestern Wert auf die Feststellung, dass die SPD "uneingeschränkt" ein verlässlicher Partner sei. Man hörte - und staunte angesichts dieser eher wagemutigen Einschätzung: Wie denn das? Wo doch der Koalitionspartner in den vergangenen Wochen vor allem darum bemüht gewesen ist, einen Kurs nach links einzuschlagen und sich darüber innerparteilich zu zerlegen. "Die SPD im Bundestag ist Peter Struck", beantwortete Ramsauer die fragenden Blicke. Der Fraktionschef stehe dafür, dass zumindest die Zusammenarbeit der Koalitionäre im Parlament noch funktioniere. Zusagen des Parteivorsitzenden Kurt Beck werde er dagegen "nur noch mit der Beißzange" anfassen, lästerte Ramsauer. Der Unterschied macht's. Aufgrund der Entwicklung in der SPD fragt man sich in der Union, wem man noch vertrauen kann. Der Name Struck fällt zuerst - und das 50. schwarz-rote Koalitionsfrühstück fand gestern nicht bei Unions-Fraktionschef Volker Kauder, sondern bei seinem sozialdemokratischen Duz-Freund statt. Koalitionäre bestens gestimmt

Die Stimmung war gut, "wer hätte gedacht, dass wir so weit kommen", wurde gescherzt. Anschließend erklärte Struck die Debatte über das Verhältnis zur Linkspartei für beendet. Das hörte die Union gerne. "Wir haben ein Interesse, dass die SPD wieder zur Ruhe kommt", kommentierte Ramsauer. Bei den C-Parteien hofft man zwar auf ein schnelles Ende der Richtungskämpfe innerhalb der Sozialdemokratie, doch daran glauben will man nicht so recht: "Das Drama geht weiter", prophezeite der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Norbert Röttgen. Der Auftritt von SPD-Chef Kurt Beck am Montag vor der Presse sei doch "ein Eiertanz" gewesen. Röttgen und andere Unionsgranden verfolgten Becks Pressekonferenz am Fernseher, Kanzlerin Angela Merkel weilte zeitgleich auf der Kommandeurstagung der Bundeswehr, ließ sich aber per SMS auf dem Laufenden halten. In den vergangenen Tagen war seitens der Union verwundert beobachtet worden, wie sich die gute alte Tante SPD in Hessen und im Bund selber in die katastrophale Lage manövrierte. Mit allzu viel Häme und Spott hielt man sich aber bewusst zurück, Nach-treten gehört zwar zum politischen Geschäft, "aber diesmal in Maßen", lautete die ausgegebene Devise. Bei CDU und CSU weiß man, wirklich angeschlagene Boxer sind am gefährlichsten, weil sie unberechenbar sind und wild um sich prügeln können.

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