Nicht schlimmer als eine Tetanus-Spritze

Landesweit haben gestern die Impfungen gegen die Schweinegrippe begonnen. Zunächst wird medizinisches Personal geimpft, dann Mitarbeiter von Rettungsorganisationen, Polizei und chronisch Kranke. Ab nächstem Montag kann sich dann jeder zur kostenlosen Impfung anmelden. Die Namen der Impf-Ärzte werden am Freitag veröffentlicht.

Trier. Harald Michels ist bester Laune. "Hast du gut gemacht", lobt der Leiter des Trierer Gesundheitsamts seine Mitarbeiterin Vera Hauprich, nachdem die gelernte Krankenschwester ihrem Chef am Montagmorgen die erste Spritze in den Oberarm verpasst hat. "Du kannst ruhig noch mal pieksen", scherzt der Mediziner.

Nach einer Minute ist alles vorüber



Drei Tage, nachdem der in Dresden hergestellte Impfstoff über Mainz in die einzelnen rheinland-pfälzischen Regionen ausgeliefert worden ist, fiel gestern landesweit der Startschuss für die großangelegte Immunisierungs-Aktion gegen die Schweinegrippe.

Insgesamt 2,4 Millionen Impfdosen hat Rheinland-Pfalz für seine vier Millionen Einwohner bestellt. Mehr als genug, wenn man jüngsten Umfragen Glauben schenkt, wonach sich nur etwa jeder fünfte Deutsche gegen die (nicht mit der normalen Grippe zu verwechselnde) Schweinegrippe impfen lassen will.

Unter den 55 Mitarbeitern des Trierer Gesundheitsamtes jedenfalls ist die Impf-Bereitschaft groß. "Ich gehe davon aus, dass die sich meisten pieksen lassen", sagt Dr. Michels, "aber gezwungen wird natürlich niemand." Logisch, sagt der nach eigenen Angaben überzeugte Impf-Befürworter, dass er mit gutem Beispiel vorangehe.

Während sich Harald Michels den linken Hemdsärmel wieder herunterkrempelt, erklärt Mitarbeiterin Vera Hauprich das Prozedere. "In der kleinen Flasche ist der Impfverstärker, in der größeren der eigentliche Wirkstoff." Beide Flüssigkeiten werden gemischt, "pro Portion fünf Milliliter aufgezogen und dem Patienten in den Oberarm gespritzt". Nach nicht einmal einer Minute ist die Impfung vorüber.

"Man spürt nichts. Mein Chef impft sensationell gut", scherzt Laborantin Sigrid Leiber, die sich anschließend als eine der ersten Mitarbeiter von Michels impfen lässt - aus Überzeugung: "Wir haben hier jeden Tag mit so vielen Menschen zu tun. Da ist es besser, man ist geimpft."

Und was ist mit möglichen Nebenwirkungen (siehe Extra)? Doktor Michels winkt ab: "Das ist nicht schlimmer als bei einer Tetanus-Spritze", sagt der Experte. An der Einstich-Stelle könne es zu Rötungen oder Schwellungen kommen, nicht auszuschließen seien im Einzelfall auch leichtes Fieber oder Kopfschmerzen. "Aber nach ein, zwei Tagen ist das wieder vorbei", verspricht der Behördenleiter.

Ab nächstem Montag kann sich jeder anmelden



Derweil hat sich vor dem Impfraum in der ersten Etage des Trierer Gesundheitsamts bereits eine kleine Schlange gebildet. Schon nach einer Viertelstunde sind die ersten zehn Mitarbeiter geimpft. Der Chef ist zufrieden.

Nachdem diese Woche zunächst Fachpersonal und chronisch Kranke geimpft werden, kann sich ab nächstem Montag auch Otto Normalverbraucher für die (kostenlose) Impfung anmelden. Da nicht jeder Doktor impft, sollten sich Versicherte zuvor bei ihrer Krankenkasse, im Internet ( www.masgff. rlp.de) oder telefonisch (06131/165200) über die Impf-Praxen erkundigen. Detaillierte Informationen gibt es laut Mainzer Gesundheitsministerium ab Freitag.Extra Selbstversuch: Die anhaltenden Diskussionen über mögliche Nebenwirkungen der Impfung hat viele Bürger verunsichert. TV-Redakteur Rolf Seydewitz hat sich deshalb am Montag impfen lassen. Von heute an berichtet er regelmäßig über eventuelle Nachwehen: "Mit welcher Hand schreiben Sie", fragt mich Dr. Michels. Ich bin Rechtshänder, also muss ich den linken Arm freimachen. Logisch, denke ich: Sollte die Impfung Nebenwirkungen haben, bin ich so wenigstens noch arbeitstauglich. Den Einstich in meinen Oberarm spüre ich nicht einmal. "So", sagt Dr. Michels, "schon vorbei. Noch ein Trostpflaster auf die Einstich-Stelle, und gut ist." Ich bekomme noch eine Impf-Bescheinigung, nachdem ich schon zuvor mit einem zweiseitigen, gut verständlichen Merkblatt über die Impfung aufgeklärt wurde. Bis Montagabend merke ich nichts von gesundheitlichen Veränderungen. Es geht mir gut.

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