Niemand will mehr Angst haben

Barcelona/Brüssel/London · Überall in Europa versuchen islamistische Terroristen Schrecken zu verbreiten. Doch die Menschen halten dagegen.

Barcelona/Brüssel/London (dpa) Eine Woche nach der Terrorwelle in Spanien haben Hunderttausende in Barcelona demonstriert, dass sie sich nicht einschüchtern lassen. Allerdings verbreitete ein mutmaßlicher Extremist der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Wochenende in Brüssel bei einer Messerattacke auf Soldaten neuen Schrecken. In London kam ein Mann mit einem Schwert zum Buckingham-Palast und rief "Allahu akbar". Ein möglicher Komplize wurde am Sonntag gefasst. Die Fälle in Brüssel und London werden als Terrorismus gewertet.
Die IS-Anschläge von Barcelona und Cambrils am 17. und 18. August hatten allerdings eine ganz andere Dimension: Terroristen steuerten Fahrzeuge in Menschenmengen und verletzten mindestens 16 Menschen tödlich. Erst am Sonntag starb eine 51-jährige Deutsche an den schweren Verletzungen, wie die spanischen Behörden mitteilten.
An der Massenkundgebung gegen diesen Terror beteiligte sich am Samstag erstmals in der Geschichte Spaniens auch der König. Mit geschätzt einer halben Million Menschen zogen Felipe VI. und Ministerpräsident Mariano Rajoy unter dem Motto "No tinc por" (Katalanisch für: Ich habe keine Angst) durch Barcelona. Angeführt wurde der Zug von Polizisten, Feuerwehrleuten, Sicherheitskräften und Sanitätern, die nach den Attentaten den Opfern geholfen hatten.
Ebenfalls am Samstag reklamierte der Islamische Staat die Messerattacke von Brüssel für sich, die ein mutmaßlicher Extremist am Freitagabend auf eine Militärpatrouille in der Innenstadt verübt hatte. Ein 1987 geborener Belgier somalischer Abstammung hatte die islamische Glaubensformel "Allahu akbar" gerufen und drei Soldaten von hinten angegriffen. Zwei wurden leicht verletzt. Einer der Soldaten eröffnete das Feuer und traf den Angreifer tödlich.
Dieser hatte nach offiziellen Angaben neben der Stichwaffe auch die Attrappe einer Feuerwaffe und zwei Ausgaben des Koran bei sich. Die Staatsanwaltschaft erklärte: "Die Ereignisse wurden als versuchter terroristischer Mord eingestuft."
Der Erschossene war der Polizei vorher nicht wegen terroristischer Aktivitäten bekannt. Er lebte seit 2004 in Belgien und erhielt 2015 die Staatsangehörigkeit.
In Belgien gilt nach einer Reihe von Anschlägen die zweithöchste Terrorwarnstufe, auf öffentlichen Plätzen patrouilliert regelmäßig Militär.
Im März 2016 hatten IS-Selbstmordattentäter in der Brüsseler U-Bahn und am Flughafen 32 Menschen mit in den Tod gerissen. Im August vor einem Jahr attackierte ein Mann in Charleroi zwei Polizistinnen mit einer Machete. Dazu bekannte sich ebenfalls der Islamische Staat.
Auch wegen des Vorfalls mit dem Schwert vor dem Buckingham-Palast in London - der Residenz von Queen Elizabeth II., die aber derzeit in Schottland ist - wird wegen Terrorverdachts ermittelt, wie Scotland Yard mitteilte. Polizisten wurden am Freitagabend auf einen Mann aufmerksam, der sein Auto in der Nähe des Palasts unerlaubt anhielt. Als die Beamten auf ihn zukamen, versuchte er nach Darstellung der Behörden an ein Schwert im Fahrzeug zu gelangen. Zwei Polizisten wurden verletzt, als sie den 26-Jährigen aus Luton bei London festnahmen.
Am Sonntag fasste eine Anti-Terror-Einheit nach Polizeiangaben einen 30-Jährigen im Westen Londons wegen des Verdachts, an der Ausübung sowie Anstiftung oder Vorbereitung einer Terrortat beteiligt gewesen zu sein.
Nach dem Zwischenfall rief die Londoner Polizei die Bevölkerung zu Wachsamkeit auf. Die Terrorgefahr in Großbritannien bleibe hoch. Zur Sicherung eines Straßenkarnevals in Notting Hill am Sonntag und Montag setzte die Polizei ein beispielloses Aufgebot in Marsch - laut der Zeitung Sunday Times rund 8000 Beamte. Nach Angaben der Veranstalter wurden rund zwei Millionen Menschen erwartet.
In London hatten erst Anfang Juni drei Männer Passanten mit einem Lieferwagen und mit langen Messern angegriffen und acht Menschen getötet. Auch dazu hatte sich die IS-Terrormiliz bekannt.

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