Obama auf Siegeszug, Clinton am Abgrund

Wieder ein Dreifach-Sieg für Barack Obama im Vorwahl-Duell der US-Demokraten, und wieder Indizien für Panikstimmung im Lager von Hillary Clinton: In der Auseinandersetzung beider Kontrahenten läuft nun alles auf eine Vorentscheidung bei den Abstimmungen in Texas und Ohio am 4. März hinaus.

Washington. Während am Dienstagabend die Fernsehsender die klaren Erfolge Obamas in den Bundesstaaten Virgina und Maryland sowie im District Columbia mit der Hauptstadt Washington verkünden, sickert von Clinton eine interne E-Mail durch. Auch Vize-Wahlkampfmanager Mike Henry muss gehen - nur wenige Tage nachdem sich die frühere First Lady von Chef-Organisatorin und Beraterin Patti Doyle getrennt hat. Denn die Folgen der Niederlagenserie werden für die einstige klare Favoritin immer schmerzhafter: Zum einen hat Barack Obama Clinton jetzt mit der Anzahl der gewonnenen Delegierten - 1215 Köpfe zu 1190 - erstmals überholt. Zum anderen sieht sich die Senatorin einer überraschenden Wählerflucht gegenüber: Gut die Hälfte aller Weißen in Virgina und Maryland stimmte für Obama - ein Wert, von dem er vor Beginn der Vorwahlen nur träumen konnte. Und: Nicht nur die Frauen-Mehrheit, auch Dreiviertel aller Wähler unter 60 Jahren vertrauen ihm. Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Nach dieser Devise behandeln bereits die ersten US-Medien das Clinton-Dilemma. "Die einst allmächtigte Bewerbung gleicht den letzten Tagen von Pompeji", ätzte etwa die "New York Daily News". Hillary Clintons Wahlkampf-Tross ist noch vor dem Eintreffen der ersten Ergebnisse aus den drei Ostküsten-Staaten nach Texas weitergereist. Dort steht eine Serie von Bürgertreffen an; dort hofft man, das Blatt noch einmal zu wenden - und erwähnt erst gar nicht die Niederlagen. Der Erfolgsdruck wird dabei nahezu übermächtig. "Hillary Clinton muss sowohl Texas und Ohio am 4. März klar gewinnen, sonst ist sie weg vom Fenster", war sich am Dienstagabend eine Expertenrunde des Senders CNN einig. In beiden Bundesstaaten werden rund 400 Delegierte vergeben. Unter manchen Demokraten setzt sich bereits die Erkenntnis durch, dass es angesichts der atemberaubenden Siegesserie Obamas an der Zeit ist, das Lager zu wechseln. Macht Republikaner McCain ein Tandem-Angebot?

Die Gewinne Obamas sind deklassierend: In Virgina erhielt Hillary Clinton gerade einmal 35 Prozent der Stimmen, in Maryland 37 Prozent, in Washington D.C. 24 Prozent. Und die weiteren Aussichten sind düster: Auf Hawaii, wo Barack Obama geboren wurde, gilt er in der kommenden Woche ebenso als klarer Favorit wie im Agrarstaat Wisconsin. Das würde dann 25 Siege Obamas gegen zehn Siege Clintons ausmachen - eine Bilanz, an der dann auch jene wichtigen "Super-Delegierten", die als Partei-Offizielle und Kongressabgeordnete auf dem Nominierungsparteitag im Sommer über ihre Präferenz frei entscheiden dürfen, nicht mehr vorbeischauen können. Ähnliche Sorgen hat John McCain bei den Republikanern längst nicht mehr. Er siegte ebenfalls klar in den drei Bundesstaaten. Rein rechnerisch kann Kontrahend Mike Huckabee ihn nicht mehr überholen. Ex-Baptistenpfarrer Huckabee ist zwar derzeit nicht gewillt, seine Kampagne zu beenden. Längst munkelt man aber, was ihn doch zur Aufgabe bewegen könnte: Ein Angebot McCains, als potenzieller Vize-Präsident im Wahl-Endspurt ein Tandem-Team zu bilden.

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