Obamas Triumph hält das Rennen offen

Kommentatoren sprechen von einem Erdrutsch-Sieg: Barack Obama hat Hillary Clinton bei den Vorwahlen der Demokraten in South Carolina deutlich geschlagen.

Charleston/Washington. Als ein strahlender Barack Obama am Samstagabend in seinem Hauptquartier in Columbia ein Jubel-Bad in der Menge nimmt, sitzt die große Verliererin des Abends bereits im Flugzeug in Richtung Tennessee. Hillary Clinton, im US-Bundesstaat South Carolina mit überraschend großem Rückstand nur Vorwahl-Zweite, verzichtet auf die sonst übliche Abschieds-Rede vor Ort in einer Region, in der sich die Hautfarbe von Obama als unschlagbarer Vorteil heraussstellte: Rund 85 Prozent der Schwarzen - darunter auch zahlreiche Frauen - stimmten Analysen zufolge für ihn und nicht die frühere First Lady. 55 Prozent kann der farbige Hoffnungsträger bei der Endabrechnung verzeichnen, für Clinton stehen lediglich 27 Prozent auf der Habenseite.

Herber Rückschlag für die Clinton-Familie

Ein herber Rückschlag für eine Kandidatin, die angesichts der in den letzten 48 Stunden in den Umfragen absehbaren Demütigung die Wahlwerbung in South Carolina fast ausschließlich ihrem Ehemann Bill überlassen hatte und die stattdessen durch Florida tourte - einer jener Bundesstaaten, in denen am 5. Februar beim "Super Tuesday" (Super Dienstag) nun die endgültige Entscheidung über die Kandidatenfrage bei den Demokraten fallen könnte.

"Ein Erdrutschsieg", kommentieren übereinstimmend die Kommentatoren zweier großer Fernseh-Kanäle den Erfolg Obama, der nach zwei Niederlagen in Folge - in New Hamsphire und Nevada - nun das Rennen weiter offenhält. Der schwarze Kandidat gewann im wichtigen Südstaat South Carolina auch 25 Prozent der Weißen-Stimmen - eine höhere Zahl als von Demoskopen vorausgesagt.

Rückenwind kommt am Wahlabend zudem aus einer prominenten Ecke: Caroline Kennedy, die Tochter des früheren Präsidenten John F. Kennedy, stellt sich öffentlich hinter Barack Obama und attestiert ihm höchste Tauglichkeit für das Weiße Haus: "Ein Präsident wie mein Vater", schreibt Kennedy in einem Beitrag für die "New York Times". Kennedy hatte sich vergangene Woche noch für Hillary Clinton und John McCain als Spitzenkandidaten bei den Republikanern ausgesprochen. Und die Rede Obamas klingt dank seiner geschickten Wort-Architekten im Hintergrund durchaus staatsmännisch. Er plädiert für eine "Politik des Gemeinsinns" und appelliert an die Bürger, für einen Wandel im Lande auch opferbereit zu sein. Seine Fans skandieren unterdessen: "Rasse spielt keine Rolle" - ein Slogan, der allerdings in South Carolina durch Wahlanalysen klar widerlegt wurde.

Für John Edwards ist die Wahl gelaufen

Gleichzeitig betont Barack Obama: Man dürfe nicht vergessen, dass es um den Kandidaten der Demokraten geht. Ein unverhohlener Aufruf an die andere Seite - das Clinton-Lager - die zuletzt eskalierte Schmutzkampagne zu beenden. Beobacher sehen einen Grund für die Niederlage von Hillary Clinton auch im Auftreten ihres Mannes. Der hatte zuletzt immer heftiger persönlich Obama attackiert und unter anderem den Medien vorgeworfen, den Kandidaten nicht kritisch genug unter die Lupe zu nehmen. Doch am Samstagabend zeigte sich der Ex-Präsident wieder versöhnlich: Obama habe "fair und klar gewonnen," sagte er - und richtete sofort den Blick nach vorn: Am 5. Februar würden nun Millionen Menschen ihre Stimme abgeben. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass man im Clinton-Lager wieder einmal auf ein Comeback - vor allem in New York und in Kalifornien - hofft.

Nur von einem Wahl-Wunder am "Super Tuesday" träumen kann dagegen der Dritte im Bunde der Demokraten-Kandidaten. John Edwards, Lokalmatador und vor vier Jahren noch Sieger in South Carolina, wurde mit 18 Prozent nur abgeschlagener Dritte - und steht damit praktisch vor dem Aus.

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