Obamas neue Kriegsfront

Er führt als Oberkommandierender der Streitkräfte bereits zwei Kriege - im Irak und in Afghanistan. Doch nun hat US-Präsident Barack Obama eine neue Front eröffnet: in der Heimat und gegen den konservativen Kabelsender Fox News.

Washington. Auf der einen Seite steht ein Präsident, der den mit Abstand beliebtesten Kabelkanal des Landes bei Interview-Anfragen boykottiert und ihn "nicht mehr als legitimes Nachrichtenmedium betrachtet", so Obamas Kommunikations-Chefin Anita Dunn. Auf der anderen Seite eine Handvoll Moderatoren, die aus ihrer ideologischen Nähe zur Republikanischen Partei kein Geheimnis machen und auch vor persönlichen Anfeindungen nicht zurückscheuen.

Am beliebtesten beim Publikum ist derzeit Glenn Beck. Der hatte noch im Sommer Obama als "Rassisten" bezeichnet, der von einem "tiefen Hass gegen Weiße" geprägt sei. Das war, als nach der Verhaftung des weißen Harvard-Professors Henry Gates durch einen weißen Polizisten Obama etwas voreilig die Aktion des Ordnungshüters gerügt hatte.

Der "Bier-Gipfel" im Garten des Weißen Hauses konnte damals die Wogen bei den unmittelbar Beteiligten glätten, doch im Duell zwischen Obama und Fox News gibt es keine weißen Flaggen - sondern nur Vorwürfe, Häme und Spott. Glenn Beck, mit seiner Plauderstunde längst populärer als die linksliberalen Kollegen der Konkurrenz CNN, brachte kürzlich einen Stadtplan New Yorks, Plastikpanzer und einen Mini-Hubschrauber mit in seine Sendung. Er wolle den Kriegern im Weißen Haus zeigen, wo der neue Feind Fox News sitze, lästerte der Moderator. Und: "Das ist der Feind, Amerika!"

Bei CNN feuerte unterdessen Obama-Beraterin Dunn die Salve zurück: Fox News sei nicht mehr als die Kommunikationsabteilung der Republikaner - und dagegen werde man ankämpfen. Doch ob das im Weißen Haus ausgegebene Prinzip der vollen Breitseite auf lange Sicht nicht schadet, ist umstritten. Denn je trotziger sich Obama zeigt, umso mehr eskaliert Fox News bei steigenden Quoten die Vorwürfe - und greift auch gelegentlich ganz unneutral in die öffentliche Meinungsmache gegen den Präsidenten ein.

So räumte Fox News den Massenprotesten im Land gegen die Gesundheitsreform und Schuldenpolitik Obamas breiten Raum ein, wobei es auch Aufnahmen einer Fox-Mitarbeiterin gibt, die vor laufenden Kameras die Menge auffordert, lautstark dem Unwillen Lauf zu lassen. Mit ihrer Anti-Obama-Strategie haben die Verantwortlichen des zum Imperium des Medientycoons Rupert Murdoch gehörenden Senders keine Probleme. "Wir sind die Stimme der Opposition auf vielen Gebieten," sagt Fox News-Vizepräsident Bill Shine, wodurch das Konzept des Kanals klarer wird: ein Gegengewicht zur "Obamania" darzustellen und sich als einziger Sender zu porträtieren, der es wagt, Kritik zu üben.

Die stetig wachsende Zuschauerzahl scheint den Fox-Managern und den gnadenlosen Attacken der Moderatoren recht zu geben. Fox News hat im Durchschnitt ein Drittel mehr Zuschauer als in 2008 und dominiert längst die "Top Ten" der Kabel-Nachrichtensendungen.

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