Oskar war's

BERLIN. Die SPD ärgert sich nach der Wahl im Saarland gleich mehrfach - bei der Union macht sich hingegen Erleichterung breit.

Oskar war's. Und die (politische) "Großwetterlage". Und der "doppelzüngige" Wahlgewinner Peter Müller von der CDU. Aber natürlich auch der SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas mit seiner gegen den Kanzler gerichteten Wahlkampfstrategie. Nicht zu vergessen das besonders schöne Wetter am Sonntag im Saarland, das die ohnehin schlechte Wahlbeteiligung noch einmal gedrückt habe. Wer gestern, einen Tag nach dem Absturz der Sozialdemokraten beim Urnengang an der Saar, im Berliner Willy-Brand-Haus die Ohren spitzte, der hörte viele Ursachen und die Namen vieler Schuldiger für das Wahldebakel der Genossen. Aber man vernahm so gut wie nur eine Konsequenz: weiter so.Einer war gestern absolut nicht im Bilde: SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter, der zu spüren glaubte, "dass sich da der Wind dreht" für seine Partei. Mutig, mutig, oder vielleicht ganz schön weltfremd, wenn man am Abend zuvor als Roter 13 Prozent einbüßen musste. Benneters "Glanzleistung" bei der Bewertung der Saarlandwahl erfuhr aber noch einige Steigerungen: Das Präsidium, meinte der General, "hat sich mit Respekt und Anerkennung hinter die Wahlkampfführung von Heiko Maas gestellt". Um dann nachzulegen: "Ich sehe es nicht so, dass im Saarland Wahlkampf gegen die Bundespolitik geführt wurde."Klaus Uwe mit seinen Komplimenten allein zu Haus. Denn die Parteispitze jenseits des Generals wusch Maas - der gestern, anders als sonst üblich für Spitzenkandidaten, Berlin sicherheitshalber mied - ordentlich den Kopf: "Es wäre besser gewesen, sich ganz deutlich hinter die Reformen hier in Berlin zu stellen", kritisierte SPD-Chef Franz Müntefering den Saarländer, der sich von den Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung distanziert hatte. "Das ist ein Wahlkampf, der entschieden gegen die Bundesregierung und den Bundeskanzler geführt wurde", ärgerte sich auch Gerhard Schröder. Dass Kanzler und SPD-Chef dies so deutlich herausstellten, hatte seinen Grund. Es war eine Botschaft an die Wahlkämpfer in den eigenen Reihen: "Nicht wackeln und Kurs halten", formulierte es Benneter. Oder: Wer sich auf Kosten Berlins profilieren will, der wird scheitern. So wie die Genossen in Bayern, Niedersachsen, Thüringen, und jetzt eben auch im Saarland.Die Schuldzuweisungen bei den Sozialdemokraten hatten schon etwas von Selbstzerfleischung: Die Saar-SPD, sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck harsch, sei dafür "bestraft" worden, dass sie mit Oskar Lafontaine einen "Kronzeugen für eine angeblich falsche Politik in den eigenen Reihen gezeigt hat". Starker Tobak."Unfair, unsolidarisch und inkonsequent"

Lafontaine selbst bekam auch sein Fett ab: Er habe sich "unfair, unsolidarisch und inkonsequent" verhalten, wies Müntefering ihm eine Mitverantwortung für die Niederlage zu - mit diebischer Freude natürlich angesichts des vermeintlichen Scheiterns von Lafontaine. Der Gescholtene selbst wehrte sich mal wieder via Bild-Zeitung: "Die SPD hat die Saar-Wahl wegen der Agenda 2010 und Hartz IV verloren", resümierte er. Oskar, das Unschuldslamm. Seine Partei schäumt jedoch.Bei der Union herrschte gestern hingegen Erleichterung. Der CDU-Erfolg im Saarland kam für Angela Merkel nämlich zur rechten Zeit. Die Kritiker der Parteichefin liefen sich in den vergangenen Wochen wieder warm, nachdem die Sommerpause eher unrühmlich für die Opposition verlaufen war - man denke nur an den Schlingerkurs einiger Unions-Granden in Sachen Hartz IV und den anhaltenden Zoff um die Gesundheitsreform zwischen CDU und CSU. Mit Sorge wird deshalb bei den C-Parteien registriert, dass die Umfragewerte wieder sinken. Der Erfolg von Peter Müller soll nun jedoch der Union wieder Auftrieb geben, auch in Brandenburg und in Sachsen, wo in zwei Wochen gewählt wird, und in NRW, wo in drei Wochen wichtige Kommunalwahlen stattfinden. Keiner der unionsinternen Konflikte ist allerdings mit dem Erfolg an der Saar beseitigt. Genüsslich schlug die CDU-Chefin übrigens in die Lafontain'sche Kerbe bei den Genossen: Der Ex-SPD-Chef, schloss sie sich der Auffassung Müllers an, trage durchaus eine Schuld daran, dass sich enttäuschte Wähler der NPD zugewandt hätten. Die Rechtsextremisten hatten am Sonntag vier Prozent der Stimmen geholt.

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