Osteuropäer meiden deutsche Felder

Die traditionellen Erntehelfer zeigen den Bauern die kalte Schulter: Immer weniger osteuropäische Arbeitskräfte wollen auf deutschen Feldern Spargel stechen, Erdbeeren pflücken oder bei der Weinlese anpacken.

Berlin. (has) Es herrscht Arbeitskräftemangel auf den Feldern und im Weinberg. Das belegen Zahlen der in Bonn ansässigen Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV), die dem TV vorliegen. Demnach bevorzugen inzwischen vor allem Polen andere europäische Länder. Mit Beginn der Erntezeit im April dieses Jahres erteilte die ZAV für den Bereich Landwirtschaft 101 785 befristete Arbeitserlaubnisse an polnische Bewerber. Damit wollten fast 14 000 Polen weniger als noch im Vergleichsmonat des Jahres 2006 bei deutschen Landwirten arbeiten. Der Rückgang bei den Saisonkräften aus dem Nachbarland wurde nur leicht durch eine Zunahme der Arbeitserlaubnisse für rumänische Erntehelfer um rund 2000 auf 25 600 aufgefangen. Insgesamt sank die Zahl der ausländischen Saisonarbeitskräfte im Monatsvergleich rapide: von 145 000 im April 2006 auf 133 000 im April 2007.Freizügigkeit hier zu Lande eingeschränkt

Der Arbeitskräftemangel resultiert daraus, dass der Ernteeinsatz hier zu Lande deutlich unattraktiver geworden ist als in anderen Ländern. In Deutschland dürfen die ausländischen Arbeitnehmer nur maximal vier Monate im Kalenderjahr Obst pflücken und Spargel stechen. Viele Osteuropäer wandern deshalb nach Spanien oder Großbritannien ab, weil dort die Arbeitsmärkte inzwischen vollständig für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Staaten geöffnet sind. Die Bundesregierung hatte demgegenüber im vergangenen Jahr beschlossen, von Ausnahmeregelungen im EU-Recht Gebrauch zu machen und die Arbeitnehmerfreizügigkeit bis 2009 einzuschränken. Dass immer mehr polnische Arbeitskräfte einen Bogen um die hiesigen Felder machen, hat aber laut Bauernverband auch etwas mit der deutlich besseren Entlohnung in anderen Staaten zu tun. So gibt es zum Beispiel in Ländern wie den Niederlanden oder Großbritannien einen Mindestlohn, der über dem liegt, was deutsche Landwirte bereit sind zu zahlen.

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