PORTRÄT

Kurt Beck: Der Landesvater Ein freundliches "Hallo" hier, ein kameradschaftliches "Wie geht's" dort: Wenn Kurt Beck im Land unterwegs ist, fühlt er sich sichtlich wohl. Der Mainzer Regierungschef findet schnell den Kontakt zu den Menschen, ist Landesvater und Händeschüttler, jedoch keiner von der aufdringlichen Sorte.

Bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten hätte er leichtes Spiel. Nach zwölf Jahren im Amt ist ihm breite Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg sicher, wie Umfragen immer wieder bescheinigen. Im strukturell konservativen Rheinland-Pfalz trifft der 57-jährige Südpfälzer schnell den Sympathienerv der Menschen: bürgernah, bodenständig und pragmatisch - das macht populär an Rhein und Mosel. Sein Motto "Nah bei den Menschen sein" lebt der gelernte Elektromechaniker, auch wenn hin und wieder spöttisch von "König Kurt" die Rede ist, was den temperamentvollen Fußballfan durchaus ärgert. Doch Bemerkungen, er ziehe allzu oft segnend durch die Weinberge, fechten ihn letztlich nicht an. Er mache sich gern auf den Weg, "wenn es denn etwas nutzt", pflegt der Weingenießer zu kontern. Beck gilt als Schaffer, der erheblich an Profil und Anerkennung gewonnen hat, seit er 1994 die Nachfolge von Rudolf Scharping antrat und in kurzer Zeit zum unumstrittenen Vormann der rheinland-pfälzischen SPD wurde. 1972 trat er in die Partei ein und wurde 1979 mit 30 Jahren in den Landtag gewählt, stieg zum Parlamentarischen Geschäftsführer und schließlich zum Fraktionschef auf. Große Visionen sind seine Sache nicht. Stattdessen widmet sich der frühere Gewerkschafter und Personalvertreter bei der Bundeswehr mit Zähigkeit der Problemlösung. Über den ausgeprägten Sinn für das Machbare gehen zuweilen politische Botschaften und Perspektiven verloren. Schon mehrfach avancierte der Mann des Ausgleichs zum "wandelnden Vermittlungsausschuss", wenn er auf Bundesebene wieder einmal als ideologiefreier Konfliktlöser gefragt war. Nach Franz Münteferings Abgang als Parteichef stand Beck an erster Stelle für die Nachfolge. Doch der SPD-Bundesvize wollte vor der Landtagswahl kein falsches Signal geben und blieb im Land. An der Spree ist er bislang trotz vermehrter Gastspiele nicht heimisch geworden. Er ernennt lieber als Landesfürst selber Minister, statt zu Berufenen oder Entlassenen am Hofe des Königs zu gehören. (win)

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