Partys, Promis und viel PS

Ferraris, Lamborghinis, Rolls-Royces, Bugatti Veyrons und sogar ein türkisches Taxi haben sich in London mit prominenten Fahrern zur "Gumball 3000"-Rallye aufgemacht. Doch das "illegale Rennen" wurde jäh in Deutschland gestoppt.

London/Hahn. Radar-Warner, Scanner, mit denen der Polizeifunk abgehört werden kann, und Laptop mit Internetverbindung - das ist die Standardausrüstung der PS-Boliden, die an dem wohl verrücktesten Rennen der Welt teilnehmen. Seit neun Jahren rasen Prominente oft mit kurvenreichen Sternchen auf dem Beifahrersitz quer durch Europa, und auch durch die USA ging die Gumball-Rally bereits. Immer wieder führt die exzentrischen Freizeit-Rennpiloten die Rallye quer durch Deutschland, nicht selten durch die Eifel. Als 1998 ein Porsche-fahrer im Altkreis Prüm einen vor ihm fahrenden Wagen quasi abschoss und auf die Gegenfahrbahn drängte (die Fahrer der beiden zusammengestoßenen Wagen starben), gab es bereits Spekulationen, ob es sich bei dem bis heute nicht identifizierten Porschefahrer um einen Teilnehmer eines solchen illegalen Rennen handelt. In Deutschland jedenfalls war man auf die Ankunft der illustren Renngesellschaft vorbereitet. An etlichen Stellen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz stand die Polizei und wartete auf die Teilnehmer der illegalen Rallye, die 1999 von dem Briten Maximilian Cooper gegründet worden war. An der Rastanlage Brohltal-West war für die meisten Gumball-Teilnehmer am Montagmorgen gegen zwei Uhr erst einmal der Spaß zu Ende. Statt mit hoher Geschwindigkeit über deutsche Autobahnen in Richtung Flughafen Hahn zu rasen, wurden 52 Teilnehmer von der deutschen Polizei zur Zwangspause auf den Parkplatz gewunkenTeilnehmern droht ein Bußgeldverfahren

Die Fortsetzung des unter anderem vom Sportartikelhersteller Adidas gesponserten Rennens wurde ihnen untersagt. Vorher mussten schon zehn Teilnehmer auf der A. 60 beim Grenzübertritt von Belgien nach Deutschland wegen einer Polizeikontrolle anhalten. 420 Euro als Sicherheit mussten sie hinterlegen. Ein Kleckerbetrag angesichts der Startgelder von nahezu 60 000 Euro. Auf Internetseiten wurde am Montag bereits ausführlich über die unfreiwillige Unterbrechung des Rennens berichtet. Denn bei dem Rennen geht es auch darum, wer die meisten Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens vorzeigen kann. Auf dem Hahn, wo die Teilnehmer Montagfrüh gegen ein Uhr erwartet wurden, bevor es in zwei Transportflugzeugen nach Istanbul weitergehen sollte, war eine große Party angekündigt, die dann allerdings wegen der über sieben Stunden späteren Ankunft der Fahrzeuge in Polizeibegleitung deutlich kleiner ausfiel. "Jede Nacht finden Partys mit den bekanntesten und coolsten Prominenten der Welt statt", heißt es in der Pressemitteilung des Rallye-Veranstalters. Ob es den Prominenten wie den angekündigten Jay K von der Band Jamiroquai, Jason Statham, Schauspieler ("The Transporter") Hayden Christianson (Hauptrolle im letzten Starwars-Film), US-Rapper Xzibit (bekannt als Host von "Pimp My Ride") oder Model Jodie Kidd groß nach Feiern war? "Inzwischen sind alle Teilnehmer nach Istanbul abgeflogen", sagte eine Flughafensprecherin dem TV. Dort wurde am Montagnachmittag bereits zu einer James-Bond-Themen-Party eingeladen. Meinung Krimineller Irrsinn Über die Polizeiaktionen auf der A 60 und der A 61 dürften die Teilnehmer des irrsinnigen Rennens nur lachen. Wahrscheinlich brüsten sie sich noch damit, dass sie unter Polizeischutz zum Flughafen Hahn geleitet wurden. Doch der Wahnsinn muss gestoppt werden. Es kann doch nicht sein, dass Jahr für Jahr verrückte B-Prominente über die Straßen jagen, alle Verkehrsregeln außer Acht lassen und damit ihr eigenes und das Leben anderer riskieren. Das ist kriminell. Und das noch werbewirksam gesponsert auch von deutschen Unternehmen. Unglaublich auch, dass sich der Flughafen Hahn, wie auch schon vorher der Nürburgring, für eine solche hirnrissige Veranstaltung hergibt. Es kann wohl niemand von den Verantwortlichen auf dem Hahn behaupten, dass man nicht wusste, dass es sich um ein illegales Rennen handelt. Wie sonst ist zu erklären, dass man erst am Wochenende still und leise zu der angeblichen Party einlädt? Die Flughafengesellschaft wird nicht unerheblich von der öffentlichen Hand unterstützt. Die Steuern sind aber nicht für solch zwielichtige Veranstaltungen gedacht

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