Piloten verhindern Crash am Flughafen Hamburg (mit Video)

Hamburg (dpa) · Der Hamburger Flughafen ist am „Emma“-Orkan- Wochenende nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Kurz vor dem Aufsetzen auf der Landebahn erfasste am Samstag eine starke Windböe die rechte Tragfläche der aus München kommenden Lufthansa-Maschine „Suhl“.

Der Airbus A 320 geriet in Schräglage, und der linke Flügel touchierte den Asphaltboden. Der Flieger geriet dadurch ins Schlingern, die 131 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder an Bord wurden kräftig durchgeschüttelt. Für den Piloten gab es in diesem Augenblick keine andere Wahl als die Maschine durchzustarten. Bei einer Landung wäre der Flieger von der Rollbahn abgekommen. Durch die Geistesgegenwart der Piloten wurde niemand verletzt.

Der Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), Axel Raab, sagte am Montag dem NDR, die Passagiere hätten sicherlich Todesangst an Bord gehabt. „So etwas hat es in Hamburg noch nicht gegeben“, sagte Flughafen-Sprecherin Katja Tempel. Der Hamburger Airport war von den „Emma“-Ausläufern besonders betroffen. Gleich mehrere Maschinen starteten am Samstag wegen der Orkanböen durch, ähnlich brenzlige Situationen wie bei der Lufthansa-Maschine gab es nach Flughafenangaben aber nicht. 19 Flüge mussten unter anderem wegen hoher Windgeschwindigkeiten gestrichen werden, 118 Flüge verspäteten sich. Ungewöhnlich hoch, so berichtete Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber, war überall „der Verbrauch der berühmten Tüten“, weil Passagieren übel wurde.

Der Flug LH 044 aus München hatte ebenfalls Verspätung. Um 13.40 Uhr erfolgte der Anflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel. Der Airbus mit dem Kennzeichen D-AIQP bekam dabei kräftigen Seitenwind von rechts und schwebte schräg zur Landebahn ein. Durch Gegensteuern brachten Oliver A. und seine Copilotin Maxi J. (24) den Flieger wieder in eine gerade Position. „Dann, im allerletzten Moment vor dem Touchdown (Aufsetzen), fasste eine kräftige Böe unter die rechte Tragfläche“, sagte Weber. Amateurvideos zeigen, wie die Maschine in eine gefährliche Schieflage kam. Auf der nassen Landebahn wirbelte eine Wasserfontäne auf. Ein Winglet - ein senkrechter Anbau am äußeren Ende der Tragfläche - wurde beschädigt.

Das Durchstartmanöver erfolgte problemlos. „Das ist etwas, was im Flugtraining immer wieder simuliert wird“, betonte Weber. Der Pilot schiebt beim Durchstarten die Gashebel nach vorn, zieht die Maschine hoch, und Landeklappen und Fahrwerk werden eingefahren. Der Wechsel vom Landeanflug zum plötzlichen Neustart erfolgt in wenigen Sekunden. Die Verfahren werden regelmäßig trainiert und sind nicht gefährlich. Nach einer Viertelstunde konnte der Airbus doch noch erfolgreich in Hamburg landen. Unter den Passagieren gab es keine Unruhe, wie ein Fluggast später dem Fernsehsender N24 berichtete. Das beschädigte Flugzeug wurde noch am Wochenende repariert. Wann es wieder starten kann, war am Montag zunächst unklar.

Nur zwei Tage nach dem Beinahe-Landeunfall von Hamburg waren die Piloten und die Airbus-Maschine der Lufthansa am Montag wieder im Routine-Einsatz. Pilot Oliver A. und seine Copilotin seien ganz normal auf Mittelstreckenflügen in Europa unterwegs, berichtete Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow in Frankfurt. Die Besatzung habe den Vorfall sehr gefasst aufgenommen. Der Pilot wolle sich nicht öffentlich zu seinem Manöver äußern. „Er hat meisterlich umgesetzt, was er zuvor hunderte Male im Simulator geübt hat“, meinte Jachnow. Man habe keine Zweifel, dass die Freigabe der Landebahn durch die Deutsche Flugsicherung korrekt war, betonte Jachnow. Zusätzliche Böen im Anflug könne niemand vorhersehen.

Im Internet kursierten am Montag zu dem spektakulären Video eines britischen Amateurfilmers mehrere hundert Kommentare. Besonders gelobt wurde dabei die Meisterleistung des 39 Jahre alten Lufthansa- Kapitäns. Bis zum Mittag wurde das Video fast zwei Millionen Mal angeschaut.

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